"Das war ein Angriff auf die Existenz der Muslime in Europa"
Von Bernhard Ichner
Gräueltaten wie diese zielen darauf ab, Angst zu stiften und einen Keil in unsere Gesellschaft zu treiben“, verurteilt Salim Mujkanovic vom Islamischen Zentrum in Wien-Floridsdorf den Terroranschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo mit 12 Todesopfern. „Sie schaden nicht nur dem friedlichen Zusammenleben“, meint der Imam der größten Moschee Österreichs, „sondern auch der muslimischen Gemeinschaft selbst, indem sie islamfeindliche Ressentiments weiter schüren – wie die zunehmenden Aggressionen gegen Muslime deutlich zeigen.“
Dementsprechend wichtig sei es nun, „sich nicht provozieren zu lassen und gemeinsam gegen Rassismus, Hass und Gewalt aufzutreten“. Mit Betonung auf gemeinsam – „die Muslime allein können da nur wenig ausrichten“. Hier seien auch die österreichischen Politiker und – nicht zuletzt – die Behörden gefragt.
Angriff auf Moschee
Mujkanovic will die Freitagspredigt nutzen, um das sensible Thema vor den Gläubigen explizit anzusprechen. „Wir lassen es nicht zu, dass Terroristen im Namen unserer Religion Verbrechen begehen. Hier müssen wir eine ganz deutliche Trennlinie ziehen.“
„Damit die Muslime sehen, dass hier in Österreich jemand hinter ihnen steht“, wünscht sich der Geistliche nach mehreren Vandalenakten in den letzten Wochen einen verstärkten Schutz für Moscheen. „Das wäre ein Zeichen für Muslime, dass sie sich hier sicher fühlen können.“
Bekräftigt wird die Forderung durch einen aktuellen Fall aus Wien-Landstraße, wo Vandalen das Attentat von Paris als Vorwand für rassistische Schmierereien an der Wand der Tuna-Moschee missbrauchten.
Als Reaktion darauf ruft Yakup Gecgel von der Islamischen Föderation zur Deeskalation auf. Ein starker gesellschaftlicher Zusammenhalt sei nun „wichtiger denn je“. „Hass ist der Kern der Spaltung“, postet er auf Facebook.
Man müsse Angriffe aller Art zwar ernst nehmen, aber einschüchtern dürfe man sich dadurch nicht lassen, sagt dazu Tarafa Baghajati, Obmann der Initiative Muslimischer Österreicher. Gefragt sei nun „größtmögliche Gelassenheit und Offenheit, damit wir nicht auf die Falle der Terroristen hereinfallen“.
Baghajati geht es vor allem um „die Klarstellung, dass wir alle in einem Boot sitzen. Das Attentat in Paris war ein Angriff auf alle Muslime, ein Anschlag auf unsere Existenz in Europa, auf unsere Werte und auf die Lehre des Propheten.“
Nun gehe es nicht darum, sich vom „ersten militärischen Angriff des sogenannten IS in Europa“ bloß zu distanzieren – „sondern intern und nach außen klarzustellen, dass wir Gewalt jeder Art aufs Schärfste verurteilen“. Im muslimischen Mainstream sei „diese Ablehnung ganz deutlich spürbar“.
Seitens der Exekutive würde sich Baghajati ebenfalls mehr Sensibilität gegenüber Muslimen wünschen. Er plädiert für spezielle Personal-Schulungen.
Auch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) drückt in einer öffentlichen Erklärung ihr „Entsetzen nach dem Terroranschlag in Paris“ aus. „Mit Abscheu und Entsetzen“ verurteile man das Attentat.