Regierung plant österreichweite Strategie für Mountainbiker
Die türkis-grüne Regierung nimmt sich eines konfliktreichen Themas an: des Mountainbikens.
Immer wieder sorgen Radfahrer im ländlichen Raum für Ärger: Im Wald gilt ein generelles Fahrverbot, geradelt werden dürfte laut Gesetz nur auf ausgewiesenen Strecken. Immer wieder kommt es aber zu Verstößen, die mit bis zu 150 Euro sanktioniert werden. Hinzu kommt, dass sich das Biken in der Natur gerade bei Touristen immer größerer Beliebtheit erfreut.
Die Ministerien für Sport, Forst und das Tourismus-Staatssekretariat sollen nun eine "österreichweite Mountainbike-Strategie" ausarbeiten, die Bundesländer sind mit an Bord.
Auf die Grundpfeiler bzw. Ziele hat man sich bereits geeinigt, sagt Sportminister und Vizekanzler Werner Kogler am Mittwoch nach dem Ministerrat. Diese wären, das Angebot für Sportlerinnen, Sportler und Erholungssuchende auszubauen, Eigentümerrechte zu berücksichtigen sowie den Schutz der Natur und der Wälder zu gewährleisten.
Dem Sport wohne ein großes Potenzial als Gesundheits-, Wirtschafts- und Tourismusmotor inne - "jetzt gilt es, dieses Potenzial zum Wohle Aller auszuschöpfen", so Kogler.
Zahlen
500.000 Fahrräder wurden 2022 in Österreich verkauft - davon 212.000 Mountainbikes, und davon 50 Prozent elektrisch unterstützt.
Rechtliches
Jede Person hat das Recht, den Wald zu Erholungszwecken zu betreten und sich dort aufzuhalten. Das Fahren im Wald - einschließlich der Forststraßen und sonstigen Waldwegen - ist aber verboten. Das gilt für Kraftfahrzeuge und für Fahrräder. Erlaubt ist das Fahren nur mit Zustimmung des Besitzers. Entsprechende Wege sind mit Schildern gekennzeichnet.
Entscheidendes Reisemotiv
Mountainbiken oder auch Gravelbiken (besonders geländegängiges Fahrrad) seien wachsende Zukunftsthemen im Freizeitsport, sagt Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler. "Für ein Drittel unserer Sommer-Gäste ist das Thema Radfahren in den heute vielfachen Ausprägungen derzeit ein entscheidendes Reisemotiv für einen Österreich-Urlaub geworden."
Mit einer Mountainbike-Strategie wolle man die Weichen stellen, um dieses touristische Potenzial noch besser und strukturierter nutzen zu können, erklärt sie.
Für Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig ist "unbestritten, dass Mountainbiken wie auch andere Freizeitaktivitäten in der Natur, Verantwortung und Rücksichtnahme erfordern". Unkontrolliertes Fahren führe zu zusätzlichem Stress für Wildtiere und zu Konflikten bei Grundbesitzern.
Totschnig sieht die Mountainbike-Strategie als wichtigen Schritt. "Die faire Schaffung eines breiten Angebots an Strecken minimiert das Konfliktpotenzial und trägt gleichzeitig zur Stärkung der Regionen bei."
Bekannt ist vorerst nur so viel: Unter der Führung des Landwirtschaftsministeriums soll nun pro Bundesland eine individualisierte Strategie ausgearbeitet werden. Eingebunden sind zudem die Ministerien für Klimaschutz und Wirtschaft.
Um das Netz von zugänglichen Radstrecken auf und abseits von Forststraßen weiter auszubauen, sollen Kommunen und/oder Tourismusverbände privatrechtliche Verträge mit Grundbesitzern abschließen.
Neben den Tourismusregionen soll aber auch in der Nähe des urbanen Raums, wo die meisten Mountainbiker leben, mehr Angebot an Radfahrstrecken entstehen.
Interessen prallen aufeinander
"Der Wald ist ein unverzichtbarer Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum, in dem viele verschiedene Interessen aufeinanderprallen", reagierte Landwirtschaftskammer-Österreich-Präsident Josef Moosbrugger in einer Aussendung. "Im Sinne der allgemeinen Sicherheit ist eine gezielte Lenkung der Mountainbikerinnen und Mountainbiker überaus wichtig. Das im heutigen Ministerratsvortrag angeführte 'Vertragsmodell' zum Ausbau des Mountainbike-Netzes hat sich dabei bewährt und sollte weiter forciert werden", begrüßte er das Vorhaben.
Die freiwillige Vereinigung der "Land&Forst Betriebe Österreich" (LFBÖ) unterstützten die Strategie ebenfalls. Diese müsse jedoch die Einhaltung von Grund- und Eigentumsrechten sowie den Schutz von Wald, Natur und wildökologischer Nutzung berücksichtigen. ''Die Einhaltung der Eigentumsrechte ist wesentlich, damit die heimischen Forstbetriebe der Waldbewirtschaftung effizient und ungestört nachkommen können", wurde LFBÖ-Präsident Konrad Mylius in einer Aussendung zitiert.