Mit VdB zum Klimagipfel: Eine Zugfahrt mit Hindernissen
Von Bernhard Gaul
„Der Waggon ist nicht da.“
Die Mitarbeiter des Wiener Hauptbahnhofes und der ÖBB auf Bahnsteig 9 stecken die Köpfe zusammen und rätseln. Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist hier, er hat Zugtickets nach Kattowitz in Polen und eine Delegation mit rund 25 Personen im Schlepptau. Aber keinen Waggon, in den er einsteigen könnte.
„Der Waggon mit unseren Reservierungen hat es irgendwie von Polen nicht nach Wien geschafft“, flüstert ein Mitarbeiter der Protokollabteilung dem Bundespräsidenten zu. „Aha“, sagt Van der Bellen, „dann setzen wir uns doch erst einmal in den Speisewagen“, schlägt er vor.
Ruhiger Abschied
Keine Blaskapelle, kein Abschiedskomitee stehen an diesem Sonntag Mittag zum Abschiedsgruß für den Bundespräsidenten bereit. Auch seine Frau Doris Schmidauer bleibt in Wien. Der Bundespräsident zieht sein Trolley hinter sich her, einzig die Beamten von Österreichs Secret Service, die Van der Bellen nie aus den Augen verlieren, lassen auf den hohen Bahnhofsgast schließen.
Der verschollene Zug-Waggon ist wohl die kleinste Hürde, die der Bundespräsident für seine Reise zum 24. Klimagipfel in Kattowitz zu bewältigen hat. Monatelang haben seine Mitarbeiter auf den Gipfel in Polen hin gearbeitet, Gespräche mit den Mitarbeitern anderer Präsidentschaftskanzleien geführt, argumentiert und zu überzeugen versucht.
Der Bundespräsident ist zufrieden. „18 Staats- und Regierungschefs haben sich meiner Initiative für mehr Ehrgeiz beim Klimaschutz angeschlossen“, erklärt er den mitreisenden Journalisten – im Speisewagen. Zuletzt kam Unterstützung vom dänischen Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen und vom französischen Staatspräsident Emmanuel Macron.
Dass Van der Bellens Initiative berechtigt ist, hat ein Bericht des UNO-Umweltschutzprogrammes UNEP vor wenigen Tagen unterstrichen: Was bisher von den UNO-Staaten beim Klimaschutz versprochen wurde, werde nicht reichen, um das Pariser Klimaziel zu schaffen, zeigt die Studie. Bei der Klimakonferenz in Paris 2015 wurde vereinbart, alles zu tun, die Erderwärmung auf unter 2°C zu begrenzen. Sofern die UNO-Staaten ihre Klimaziele nicht deutlich verschärfen, sei eine Erderwärmung um katastrophale 3,3°C bis Ende dieses Jahrhunderts wahrscheinlich.
Letzte Generation
Seit Tagen versucht der Bundespräsident deshalb seine Botschaft unters Volk zu bringen: „Wir sind die erste Generation, die die Folgen des Klimawandels spüren wird, und vielleicht die letzte, die etwas dagegen tun kann.“
Dass die Weltgemeinschaft viel zu wenig zur Weltrettung macht, ist VdB bewusst: „Ich bin kein bodenloser Optimist, ich sage aber, wir müssen es probieren.“