Politik/Inland

Mehr Freizeit für Beamte statt Gehaltsplus

Erstmals wird im öffentlichen Dienst über das Modell "Freizeit statt Geld" und damit über eine Arbeitszeitverkürzung für Beamte gesprochen. Doch die Regierungsparteien sind auch in dieser Frage gespalten. Und so ist fraglich, ob die aus der Privatwirtschaft seit 2013 bekannte "Freizeitoption" auch bei den Staatsdienern je gezogen werden kann.

In den laufenden Beamten-Gehaltsverhandlungen hat Staatssekretärin Muna Duzdar von der SPÖ das Thema aufs Tapet gebracht. Auf freiwilliger Basis sollten Beamte in Hinkunft zwischen einer Gehaltserhöhung und mehr Freizeit wählen können, lautet ihre Idee. Das käme den Staat günstiger und erhöhte mitunter die Lebensqualität seiner Mitarbeiter.

Aus der Elektro- und Elektronikindustrie, wo das Modell "Freizeit statt Geld" bereits gelebt wird, ist aus dem Jahr 2015 bekannt: Der Verzicht auf das Gehaltsplus von zwei Prozent brachte dem einzelnen Mitarbeiter damals pro Monat drei Stunden und 20 Minuten an zusätzlicher Freizeit – in Summe also in etwa eine zusätzliche Urlaubswoche im Jahr.

Die ÖVP, in den Verhandlungen vertreten durch Finanzminister Hans Jörg Schelling, ist freilich wenig angetan vom roten Vorschlag. Sie hat auch Kanzler Christian Kern scharf kritisiert, als dieser das Wort "Arbeitszeitverkürzung" in den Mund genommen hat.Das schwarze Argument hat jedoch Gewicht: Man könne nicht behaupten, dass die Beamtenschaft unter Personalmangel leide und Stellen nachbesetzt werden müssten, und dann gleichzeitig mehr Freizeit anbieten. "Da würde man sich ja total widersprechen", sagte ein ÖVPler. Mit dem Budget 2017 werden denn auch 1258 neue Planstellen – vor allem bei Polizei, Heer und im Asylwesen – beschlossen.

Interessant ist, dass auch die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst dem Vernehmen nach wenig angetan ist vom Vorstoß Duzdars. Die GÖD tickt hier anders als andere Teilgewerkschaften. Eine Stellungnahme von Beamtengewerkschaftschef Norbert Schnedl war nicht zu erhalten. In einem internen Schreiben war bloß davon die Rede, dass er sich ein "wertschätzendes Angebot" des Dienstgebers erwartet. Soll heißen: Ein Gehaltsplus klar über der Inflationsrate von 0,75 Prozent.

Erschwert werden die Verhandlungen jetzt auch noch durch den "Pensionistenhunderter". Den wollen klarerweise auch Beamte.