Magnus Brunner: Von Vorarlberg nach Brüssel
Magnus Brunners Sprung zum EU-Kommissar nach Brüssel passt ins Profil des 52-jährigen Vorarlbergers. Der Jurist gibt sich selten angriffig, gilt als umgänglich, eloquent und in seiner Sache firm. Der Vater dreier Kinder stieg schon 1999 - im Vorarlberger Landtagswahlkampf - in die Politik ein und kam nach verschiedenen Stationen 2020 in die Regierung - zunächst als Staatssekretär im Infrastrukturministerium, seit Dezember 2021 ist Brunner Finanzminister.
Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Innsbruck und der Universität Wien (1990-1996) sowie einem Postgraduate Studium am King's College London (1997-1998) fungierte Brunner 1998 als Trainee der Österreichischen Industriellenvereinigung. Im Landtagswahlkampf 1999 schnupperte er als Geschäftsführer der Plattform "Vorarlberg für Landeshauptmann Herbert Sausgruber" erstmals Politikluft. Danach war er bis 2002 dessen Büroleiter. Im Anschluss fungierte Brunner bis 2005 als politischer Direktor des ÖVP-Wirtschaftsbundes.
Für jede Personalie genannt
Schon vor seinem Wechsel in die Bundesregierung war Brunner des Öfteren eine große Karriere vorausgesagt gesagt worden. Für so ziemlich jede Vorarlberger Personalie war Brunner schon genannt worden, bespielte die Politik aber vorerst nur nebenbei: Seit Mai 2009 vertrat er sein Land im Bundesrat, wo er bis zu seinem Wechsel ins Infrastrukturministerium auch blieb.
Hauptberuflich verdingte sich der gebürtige Vorarlberger aus Höchst 2006 dann in der Energiebranche, wo er als Bereichsleiter für Unternehmensentwicklung, Kommunikation und strategische Entwicklung bei den Illwerken/VKW werkte. Von Jänner 2007 bis zu seiner Berufung ins Klimaministerium im Jänner 2020 fungierte er als Vorstand der OeMAG Abwicklungsstelle für Ökostrom AG.
Nachfolger von Gernot Blümel
In seinen rund zwei Jahren als Staatssekretär blieb Brunner in der Öffentlichkeit vorerst weitgehend unbekannt, was sich nach seinem Wechsel an die Spitze des Finanzressorts als Nachfolger von Gernot Blümel naturgemäß änderte. Der ehemalige Präsident des Tennisverbands verfolgte dabei von Anbeginn das Ziel eines soliden Budgets, was freilich durch die coronapandemiebedingten wirtschaftlichen Folgen sowie der Teuerung auch infolge des Ukraine-Kriegs nicht wie gewünscht umgesetzt werden konnte.
Zuletzt sah sich Brunner neuerlich mit einer ungünstigen Entwicklung des Budgets im ersten Jahresdrittel konfrontiert. Dass der Fiskalrat für 2024 ein Budget-Defizit von 3,4 Prozent des BIP prognostizierte (deutlich über der Maastricht-Grenze von drei Prozent), wollte Brunner "natürlich ernst" nehmen, wie er im Frühjahr erklärte - versichern, dass Österreich 2024 unter der Maastricht-Grenze bleiben werde, konnte er freilich nicht.
Kalte Progression abgeschafft
Ein Kernstück seiner Arbeit im Finanzministerium war die Beseitigung der sogenannten "Kalten Progression" (die schleichende Steuererhöhung). Abgeschafft wurde diese im Bereich der Lohn- und Einkommensteuer im Jahr 2023. Seitdem werden die Steuerstufen jedes Jahr an die jeweilige Teuerung angepasst, damit die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler im Zuge der jährlichen Lohnerhöhungen nicht mehr in höhere Steuerstufen rutschen. Über die Bühne gebracht hat der Finanzminister auch den Finanzausgleich - solide, wenn auch nicht auffallend innovativ.
Verkehrszwischenfälle
Für Aufsehen abseits seiner politischen Tätigkeit sorgte Brunner in den letzten Jahren mit Verkehrszwischenfällen: Im Jänner 2023 hatte der Minister beim Fahren mit seinem E-Scooter einen - wie er selbst sagte - "recht schweren Unfall" und musste einige Tage im Krankenhaus verbringen. Bereits gut ein Jahr davor schleppte sich der sportbegeisterte Minister auf Krücken über das politische Parkett, da er sich bei einem Sturz auf einer Treppe den Knöchel verletzt hatte.
Zu schnell unterwegs war der Ressortchef im heurigen Jänner: Wegen einer Geschwindigkeitsübertretung in Vorarlberg (auf der Fahrt zu einem privaten Termin) wurde ihm für vier Wochen der Führerschein abgenommen. Brunner hatte eine temporäre Tempo-Beschränkung übersehen.
Zwischenzeitlich wurde Brunner medial sogar als mögliche Personalreserve für die ÖVP-Spitze gehandelt. Nun wechselt der als freundlich und verbindlich geltende Cartellbruder (Mitglied der Austria Innsbruck, Couleurname: Hamlet) nach Brüssel.