Lernen vom Klimaschutz-Weltmeister: Köstinger in Dänemark
Von Bernhard Gaul
Österreich steht vor einer Reihe von Entscheidungen in der Klima- und Energiepolitik. Den Rahmen hat vergangenes Jahr die Klima- und Energiestrategie vorgegeben, den Umweltministerin Elisabeth Köstinger und Verkehrsminister Norbert Hofer präsentiert hatten. Mit der Strategie ist alles und nichts möglich, nun braucht es konkrete Maßnahmen.
Köstinger ist seit Sonntag in Dänemark, um sich bei einem der – mit Blick auf den Klimaschutz – erfolgreichsten Länder der Welt letzte Ideen für ihre Reformen zu geben.
Denn während Dänemark seit 1990 – dem Referenzjahr der Vereinten Nationen für den Klimaschutz – bis 2016 (letzte verfügbaren Daten) rund 28,3 Prozent CO2 eingespart hat, bilanzierte im Vergleichzeitraum Österreich mit Plus 1,2 Prozent.
Ambitionierte Skandinavier
Dänemark gehört zu den sehr ambitionierten skandinavischen Staaten, die alle ein dickes Emissionsminus seit 1990 vorweisen können. Schweden hat zum Ziel, bis 2045 treibhausgasneutral zu werden. Bis 2030 sollen die Verkehrsemissionen um 70 Prozent sinken. Dänemark will bis 2030 den gesamten Strombedarf und 50 Prozent seines Gesamtenergiebedarfs aus erneuerbaren Energien decken.
Doch während in Schweden derzeit acht Atomkraft-Reaktoren an vier Standorten in Betrieb sind, die etwa 40 Prozent der Stromproduktion generieren, haben sich die Dänen schon 1985 festgelegt, keine Atomkraft nutzen zu wollen – genau wie Österreich.
Viel Wind
Was Dänemark aber seit Jahrzehnten forciert, ist die Windkraft. 43 Prozent des Strombedarfs werden nur durch Windenergie gedeckt – ein Weltrekord, kein anderes Land kann da mithalten.
Ganz anders in Österreich – seit dem Beginn des Ökostromgesetzes 2012 war der Nettozubau der Windräder noch nie so gering wie 2018, beklagt die IG Windkraft. Dabei habe Österreich das Potenzial, die Produktion an Energie aus Windkraftmehr als zu verdoppeln, verspricht die Windkraftbranche.
Viel Wissenschaft
So wie auch in Schweden hat Dänemark zudem seit 2014 einen unabhängigen wissenschaftlichen Beirat, den „Klimarådet“. Er empfiehlt, berät, schlägt vor und ist Teil der öffentlichen Klimaschutz-Debatte. Sein Fokus liegt auf Energieproduktion und -effizienz, Gebäude, Transport und Verkehr, Landwirtschaft und das Wirtschaftssystem.
Zudem zahlen die Dänen eine Steuer für Kohlendioxid aus fossilen Energieträgern wie Erdöl, Erdgas oder Kohle. Derzeit sind das umgerechnet rund 24 Euro pro Tonne CO2. Konkret wären das rund drei Euro mehr für einen Volltank von 50 Liter Diesel.
In Österreich sind CO2-Steuern derzeit kein Thema, nicht zuletzt, weil die Bundesregierung keine neuen Steuern versprochen hat. Und auch Hoffnung auf europäische Steuern auf Treibhausgase gibt es kaum, die EU-Kommission hatte diesen Plan wegen anhaltenden Blockaden 2014 wieder verworfen.