Politik/Inland

Leonore Gewessler: Vom Baukran ins Ministeramt

Im Morgengrauen saß sie auf einem Baukran vor dem Parlament und wurde nachdenklich. "Was wir brauchen, ist Klimaschutz. Was wir kriegen, sind Mini-Aktionen. Das Verbot des Plastiksackerls wird uns nicht retten", erzählte sie später beim Wahlkampf-Finale Ende September. Die Rede war emotional, der Applaus eher verhalten.

Leonore Gewessler, die Nummer zwei hinter Parteichef Werner Kogler, ist monatelang wahlwerbend durch Österreich getingelt (natürlich per Zug), sogar mit Aktionismus wie der Kran-Kraxelei trat sie in Erscheinung. Und dennoch war Gewessler der breiten Masse kaum ein Begriff.

Ob sie das heute ist, sei dahingestellt – ihr Aufstieg war seither jedenfalls ein steiler: Die frühere Global-2000-Chefin, die den Grünen schon öfter mit ihrer Klima-Expertise ausgeholfen hatte, wurde nach dem Wahlsieg Vize-Klubobfrau und leitete in den Koalitionsverhandlungen die wichtigste Fachgruppe für die Grünen: Klimaschutz.

Die gebürtige Steirerin soll das neue Superministerium leiten – mit Umwelt, Verkehr, Infrastruktur, Energie, Technologie und Innovation. Fachlich soll sie bestens geeignet sein, ein hohes Arbeitspensum hält sie aus. Gewessler war fünf Jahre Chefin der Umwelt-NGO, verantwortete Kampagnen gegen TTIP, CETA und den Bau der dritten Flughafen-Piste; und für den Kohleausstieg. Davor war sie in Wien-Neubau Büroleiterin der Bezirksvorstehung.

Wie sie tickt? Die 42-Jährige sei, so hört man, ein "Zahlen- und Fakten-Freak", schaffe es, sich klar und pointiert auszudrücken. Dafür schätzt Kogler sie, deshalb hat er sie geholt. Im Herzen, das bewies sie mit der Kran-Kraxelei, ist sie Aktivistin.