Politik/Inland

"Lassen uns nicht spalten": Junge Grüne trotzen Alten

Die Grünen können nur hoffen, dass sich die rot-schwarze Koalition in den nächsten Monaten friedlich verhält. Gibt es Neuwahlen im Herbst – wer geht dann für das Abgeordnetenteam rund um Parteichefin Eva Glawischnig auf die Straße, verteilt Flyer, mobilisiert Jungwähler?

Bei Kommunal-, Landtags- oder zuletzt bei der Hofburg-Wahl haben das in den vergangenen zehn Jahren vorwiegend die Jungen Grünen gemacht. Mit ihrem Ausschluss geht der Bundespartei eine 4000-köpfige Truppe verloren.

Splittergruppe überlegt bundesweite Kandidatur

Zu der Trennung kam es, weil der Streit um die Kandidatur der Grünen Studierenden (einer Splittergruppe der anerkannten GRAS) bei der Hochschülerschaftswahl eskaliert ist.

Die Splittergruppe hätte ursprünglich nur in Linz und Graz antreten wollen, am Mittwoch wurde bekannt, dass jetzt eine bundesweite Kandidatur überlegt wird. Die Kandidatur muss bist kommenden Dienstag bei der Bundeswahlkommission eingereicht werden. Dazu sind 200 Unterschriften von Studenten aus sieben verschiedenen Hochschulen erforderlich.

Alte haben "Angst"

Für die ÖH-Wahl im Mai wird man mobilisierende Kräfte brauchen. Bundesgeschäftsführer Robert Luschnik kündigte an, man wolle jetzt mit Jung-Aktivisten, die den Kurs der Jungen Grünen Führungsspitze nicht mittragen, eine neue Plattform aufbauen. Junggrünen-Chefin Flora Petrik bereitet das keine Kopfschmerzen: "Ich weiß, dass die führenden Jung-Funktionäre der Landesverbände hinter mir stehen. Wir halten zusammen, die Bundespartei wird uns nicht spalten."

Dem alten Parteiapparat wirft sie vor, sich gegen eine notwendige Öffnung zu wehren. Die Funktionäre hätten Angst, dass neue Kräfte sie von ihren Plätzen verdrängen.

Einige grüne Landesparteien wollen mit der Jugendorganisation weiterarbeiten – etwa Tirol, Vorarlberg und Salzburg. Die Bundesspitze der Jungen Grünen steht aber auf der Straße, mit dem Ausschluss fallen 160.000 Euro an Fördergeldern weg. Die Junos (Neos-Jugend) gewährten ihnen Unterschlupf und ließen die Jung-Grünen am Sonntag in ihrem Lokal eine Krisensitzung abhalten, die Sozialistische Jugend stellt ihnen kostenlos Büros zur Verfügung. "Die Solidarität trotz aller politischen Differenzen ist überwältigend", sagt Petrik. Fest steht: "Wir wollen weiterarbeiten."

Wie diese Arbeit in Zukunft aussehen soll, wird bei einer "Perspektivenkonferenz" in der Nacht zum 1. Mai im großen Kreis diskutiert. Ein Kreis, zu dem auch der Grüne Bundesvorstand eingeladen ist – auch Eva Glawischnig. "Wir laden sie ein, mit uns den Konflikt aufzuarbeiten und zu besprechen, wie man eine Jugendorganisation in Zukunft besser einbeziehen kann", erklärt Petrik – frei von Sarkasmus.

Erster Kontakt beim Aus

Rückblickend sagt sie, es habe immer an Wertschätzung für den Einsatz der Jugend gefehlt. "Wir haben im Bundespräsidentschaftswahlkampf mobilisiert wie niemand sonst. Man könnte sagen, wir haben den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer verhindert. Trotzdem fehlt es auch danach an Verständnis dafür, wie wichtig eine breit aufgestellte Plattform an Ehrenamtlichen ist", sagt Petrik.

Sie selbst sei Eva Glawischnig nur ein einziges Mal begegnet: Beim "Schlussmachen" vergangene Woche. "Ich bin mit der Hoffnung in das Gespräch gegangen, dass wir gemeinsam einen Weg aus dem Schlamassel finden. Aber dafür war es zu spät."