Kurz gegen Hofer, Rendi gegen Kogler: Duelle, die die Wahl beeinflussen
Von Daniela Kittner
Es geht los mit den TV-Duellen vor der Wahl. In Summe bieten der ORF und Puls 4 dem Publikum ab heute, Mittwoch, 25 Zweierkonfrontationen bis zur Wahl.
Die Anzahl der Duelle ist unterschiedlich, weil der ORF Listengründer Peter Pilz in den Kreis der Duellanten aufnimmt, während Puls 4 auf Pilz verzichtet. Die Liste Jetzt liegt bei einem Prozent in den Umfragen. Der ORF bringt an drei Abenden jeweils fünf Paarungen, Puls 4 zehn Paarungen verteilt auf vier Abende. Der ORF startet mit den Konfrontationen Türkis-Jetzt, Grün-Neos, Rot-Grün, Neos-Jetzt und Rot-Blau.
Edtstadler und Kickl
Der ORF räumt jedem Spitzenkandidaten die Möglichkeit ein, sich ein Mal vertreten zu lassen. ÖVP-Chef Sebastian Kurz macht das gleich am ersten Abend, er sendet EU-Abgeordnete Karoline Edtstadler gegen Peter Pilz in die Konfrontation. Statt FPÖ-Obmann Norbert Hofer zieht Ex-Innenminister Herbert Kickl ins Duell gegen SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner.
Anhänger überzeugen
Für die Spitzenkandidaten kommt es bei den TV-Auftritten in erster Linie darauf an, die eigene Anhängerschaft von sich zu überzeugen. Große Wählerzugewinne sind in der Regel nicht möglich, außer es gelingt jemandem ein Coup wie 1994 Jörg Haider, als er dem damaligen Kanzler Franz Vranitzky die Mehrfachbezüge eines SPÖ-Gewerkschafters auf einem Taferl entgegenhielt.
Bei der Nationalratswahl 2019 gibt es zwei Duell-Paarungen, die Einfluss auf die Wahl haben können: Sebastian Kurz gegen Norbert Hofer und Pamela Rendi-Wagner gegen Werner Kogler. Der Grund: Die größten Wählerwanderungen finden von Blau zu Türkis und von Rot zu Grün statt.
Sebastian Kurz/Norbert Hofer
Das Anwachsen der ÖVP unter Sebastian Kurz baut von Beginn an auf Stimmen auf, die die ÖVP den Freiheitlichen abspenstig machte. Das war bei der Nationalratswahl 2017 so, und auch während laufender türkisblauer Koalition gaben die Blauen in den Umfragen nach, während die ÖVP zulegte. Seither hat sich dieses Bild verfestigt. Das ist einer der Gründe, warum sowohl Kurz als auch Hofer gebetsmühlenartig wiederholen, wie super sie doch miteinander regiert hätten, und dass sie das gern fortsetzen würden. Würde Hofer nämlich sagen, die FPÖ gehe in Opposition, müsste er befürchten, dass die Fans der türkis-blauen Koalition zu Kurz überlaufen, in der Hoffnung, dass Kurz ihre Anliegen weiter in die Regierungspolitik einbringt. Ähnliches gilt für Kurz. Würde er verkünden, er wechsle die Koalition zu Rot oder Grün, flüchten seine FPÖ-affinen Wähler zu den Blauen.
Taktische Koalitionsaussagen
Die Aussagen von Kurz und Hofer zu künftigen Koalitionen sind also hauptsächlich wahltaktisch motiviert.
Die türkis-blauen Wechselwähler sind eine relevante Gruppe, und sie entscheiden, ob Kurz am 29. September bloß gewinnt, indem er auf seine 31,5 Prozent von 2017 noch etwas drauf legt, oder ob er rauschend siegt. Sie entscheiden auch, ob die FPÖ die optisch wichtige Grenze von 20 Prozent erreicht. Mit dieser ist auch die Entscheidung über den künftigen Kurs der FPÖ verbunden: Weiter kuscheln mit der ÖVP? Oder ab in die Opposition?
Türkis und Blau treffen am 11. September im ORF und am 23. September auf Puls 4 aufeinander.
Pamela Rendi-Wagner/Werner Kogler
2017 kam jede zehnte SPÖ-Stimme von den Grünen. Diese rund drei Prozentpunkte sind laut Umfragen inzwischen zurück zu den Grünen gewandert. Das ist viel: Die Grünen liegen in den Umfragen bei zwölf Prozent, die Rückwanderer machen also ein Viertel der Grünen aus. Für Grünen-Chef Kogler geht es nun darum, diese Stimmen zu halten, für Rendi-Wagner, den Abfluss von der SPÖ zu stoppen. Die Auseinandersetzung zwischen Rot und Grün läuft entlang der Frage: Ist ein Kampf gegen den Klimawandel mit Ökosteuern unsozial? Wenn ja, ist er trotzdem gerechtfertigt – oder eben nicht ?
Rot und Grün diskutieren am ersten Duelltag im ORF und 15. September auf Puls 4 miteinander.