Kriminalfall um Schülertest-Daten
Von Michael Berger
Professionelle Hacker sind für den größten Datenskandal rund um das österreichische Schulwesen verantwortlich. Das sagte am Freitag Franz Semmernegg, Vorstandschef der Kapsch BusinessCom. Denn der gehackte Server gehört dem Kapsch Subunternehmen Sqario in Rumänien. Semmernegg: "Hier waren Profis am Werk. Server und Daten waren gesichert und durch Passwörter geschützt. Der eingespielte Schadenscode hebelte aber diese Schutzmechanismen aus. Die Manipulation sollte bewusst Schaden anrichten."Das ist den Tätern gelungen.
Erschüttertes Vertrauen
Wie berichtet, waren zu Wochenbeginn 400.000 geheime Schülertest-Daten und 37.000 eMail-Adressen von Lehrern auf dem Server des Bundesinstitutes für Bildungsforschung (Bifie) im Netz für jedermann abrufbar. Der Skandal erschütterte nicht nur das Vertrauen in Österreichs Datensicherheit. Lehrergewerkschafter Paul Kimberger forderte Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) zum sofortigen Rücktritt auf. Hosek aber denkt nicht an Rückzug: "Ich habe von diesem gezielten Angriff erst vergangenen Dienstag erfahren." Allerdings tauchte die Vermutung eines Datenlecks im Ministerbüro bereits am 18. Dezember 2013 auf. Das bestätigt auch Sprecherin Julia Valsky: "Damals erteilte das Ministerium an das Bifie und an interne IT-Spezialisten den Auftrag, diese Vermutung zu überprüfen.
Hacker-Skandal
Der schriftliche Hinweis kam von dem früheren Server-Vertragspartner (Namen der Redaktion bekannt) des Bundesinstitutes für Bildungsfragen. Konsequenzen im Bifie Doch die Suche verlief ergebnislos. Die Bifie-Direktoren Martin Netzer und Christian Wiesner versicherten – nach Absprache mit den Spezialisten – dem Ministerbüro Datensicherheit. Bis zum Aufschlagen des Hacker-Skandals am Dienstag. Für beide Bifie-Direktoren könnte es daher eng werden. Ministerin Heinisch-Hosek dachte bereits laut über Konsequenzen nach. Die Direktoren erstatteten Dienstag Anzeige gegen Unbekannt.
Kimberger: "Tests stoppen"
Plötzlich stellt sich die Frage nach der Datensicherheit für alle weiteren Schüler- und Lehrerdaten bei Projekten des Unterrichtsministeriums. Gewerkschafter Kimberger fordert: "Alle Tests und Projekte, bei denen Daten auf den Servern des Bifie gespeichert werden, sind zu stoppen. Das gilt für PISA, Standardtests, aber natürlich auch für die Zentralmatura." Das von Lehrern ungeliebte Prestigeprojekt soll mit 2015 starten.Hosek dazu: "Alle Tests werden erst dann weitergeführt, wenn die Sicherheit der Daten gewährleistet ist." Laut Kapsch-Chef Semmernegg werde daran unter Hochdruck gearbeitet. Seit Dienstag ist das Bundeskriminalamt involviert. Die Cyber-Cops versuchen, die Verursacher auszuforschen. Dabei sollen auch die beiden Bifie-Direktoren in Befragungen helfen.