Politik/Inland

Coronavirus: "Denkt an Eure Enkerln"

KURIER: Herr Kostelka, Sie sind 1946 geboren, haben die Nachkriegszeit als Kind erlebt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron spricht von "Krieg". Erleben wir einen solchen jetzt?

Peter Kostelka: Unsere Generation sollte mit so einem Vergleich zurückhaltend sein. Ich sehe das wie Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel, die von der ernstesten Situation seit dem Zweiten Weltkrieg gesprochen hat.

KURIER: Insbesondere ältere Menschen sind vor dem Coronavirus zu schützen. Sie vertreten eben diese Gruppe. Haben Sie sich testen lassen?

Ich bin gesund, habe keinerlei Symptome, die auf Corona hinweisen würden, und hatte auch keinen Kontakt zu Menschen aus Risikogebieten. Unter diesen Voraussetzungen ist ein Test nicht vorgesehen. Ich befolge auch sämtliche Schutz- und Vorsorgemaßnahmen. Aber man muss wissen: Niemand ist unverwundbar!

KURIER: Angst vor Tod oder Vereinsamung: Was ist das dringendste und drängendste Anliegen, das derzeit an Sie herangetragen wird?

Menschen aus jüngeren Zielgruppen bitten uns, den Seniorinnen und Senioren den Ernst der Lage deutlich näherzubringen. Senioren drücken oft die Hoffnung aus, dass die Corona-Krise rasch bewältigt wird und es danach wieder allen gut geht.

KURIER: Einige Senioren sind auch unvernünftig, wollen ihre Enkel sehen, pflegen weiter Austauch gemäß dem Motto "eh schon wurscht, ich sterbe bald". Was kontern Sie?

Ich sage: Es geht neben Eurer persönlichen Gesundheit um Euer eigenes Leben auch um den Schutz anderer: Das Eurer Partner, Eurer Familie, Eurer Freundinnen und Freunde, die mit Sicherheit immense Sorgen haben, wenn Ihr durch den Coronavirus krank werdet. Denkt vor allem auch an Eure Enkelkinder. 

KURIER: Stichwort 24-Stunden-Pflege, der Mangel war bis dato schon immens. Nachdem Österreichs östliche Nachbarländer die Grenzen teils geschlossen haben. Wie viele zu Pflegende leiden darunter jetzt schon? Wie viele werden darunter zu leiden haben?

In einigen Haushalten mit zumeist von ausländischen Kräften gestalteter 24-Stunden-Betreuung gibt es Probleme. Diese werden lokal von Pflege- und Hilfsdiensten kompensiert, das ist aber keine Dauerlösung. Wichtig ist: Niemand der Pflege und Betreuung bedarf, wird in Stich gelassen. Aktuell melden sich tausende ehemalige auch im Pflegedienst erfahrene Zivildiener, die diese wichtige Arbeit qualitätsvoll und kurzfristig in der Zeit der Krise übernehmen können.

KURIER: Wird es neben Zivildienern noch andere Gruppen geben müssen, um die Pflegekräfte zu ersetzen?

Österreich hat mehrfach bewiesen, dass es reich an Hilfsbereitschaft ist. Notfalls können auch andere in Betreuung geschulte Personen einspringen. Beschäftigte von Kur- und Rehab-Einrichtungen beispielsweise, die ja jetzt großteils geschlossen werden.

KURIER: Können jetzt verstärkt Pflegeroboter in Heimen zum Einsatz kommen, um das Gröbste zu erledigen?

Ich glaube, dass gerade jetzt in erster Linie Menschlichkeit gefragt ist. Und wir haben noch dazu aktuell leider auch Tausende freigesetzte Arbeitskräfte, die so sinnvoll Beschäftigung finden könnten.

KURIER: Wie kann die Digitalisierung jetzt für Senioren möglichst niederschwellig angeboten werden?

Wir haben im Pensionistenverband die besten Erfahrungen gemacht mit Smartphones und Tablets und entsprechenden Einführungskursen dazu, inklusive Internet, Mail, facebook und so weiter. Das Echo war enorm: Leicht zu bedienen, man kann kaum etwas falsch machen, weil es ja nur einen Knopf gibt (lacht). Wir sehen aktuell, dass wenn die persönliche Kommunikation eingeschränkt ist, die digitale Vernetzung immens wichtig wird. Was gibt es schöneres, als mit seinem Enkerl Videozutelefonieren?