Köhlmeier: "Kurz ist kein Mann des Parlaments"
Von Ida Metzger
Spätestens seit seiner Rede am 4. Mai 2018, als Autor Michael Köhlmeier bei der Veranstaltung gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus der Staatsspitze ins Gewissen redete, gilt der Vorarlberger als eine der prominentesten Kritiker vom Sebastian Kurz. Am 15. Oktober feiert der wortgewaltige Erzähler nun seinen 70. Geburtstag. In einem Interview mit der APA wettert der Bestseller-Autorwieder gegen den ÖVP-Chef. Köhlmeier glaube zwar nicht, dass "Kurz noch einmal mit der FPÖ zusammengehen werde", weil das seinem "Image auf europäischer Ebene schaden" würde. Vielmehr, so vermutet der Vorarlberger, dass es für Kurz "verlockend sein könnte, in Europa ein Trendsetter zu sein", wenn der ÖVP-Chef eine Koalition mit den Grünen eingeht.
Am Politik-Stil von Kurz hat Köhlmeier einiges zu kritisieren. Der Wahlsieger sei im "Gegensatz zu Kreisky, kein Mann des Parlaments". Der SPÖ-Kanzler Kreisky habe sich auch "nie wie ein Messias aufgeführt, Kurz schon und hat sich dementsprechend feiern lassen", so Köhlmeier im Interview. Und er zieht einen interessanten Vergleich: "Soweit mir bekannt ist, wird im Evangelium ja nie berichtet, dass sich Jesus zur Beratung mit Petrus zurückgezogen hätte, oder dass es eine demokratische Abstimmung gab. Der Messias hat also mit dem Parlament nichts am Hut. Kurz hat das ja immer wieder sehr augenscheinlich und bis an den Rand des Zynismus demonstriert." Das ständige Spielen mit dem Handy, wenn der politische Gegner am Rednerpult, ist für Köhlmeier ein eindeutiges Indiz für die Missachtung des Parlaments. "Mit den Grünen hätte Kurz allerdings einen denkbar konträren Koalitionspartner", so Köhlmeier.
Seine Abneigung gegenüber Kurz wird auch an einer weiteren Aussage des Schriftstellers deutlich. Auf die Frage, mit wem Köhlmeier auf ein Bier gehen würde, beantwortete er mit "H.C. Strache". Denn Strache "weiß sicher bessere Witze zu erzählen als Kurz. Mit ihm könnte man sich sicher amüsieren, während mir mit Kurz extrem langweilig wäre."