Zeuge belastet Haiders Geldbotin schwer
Von Daniela Kittner
Landesrätin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger beschuldigt Aucon-Geschäftsführer Heinz Liebentritt, Kärntens Ex-Landeshauptmann Jörg Haider bestochen zu haben. Liebentritt und der damalige ÖGB-Finanzchef Clemens Schneider sollen eine Parteispende angeboten haben, die als Provision für einen Seen-Kauf getarnt wurde. Bruckberger sagte vor der Justiz, sie habe 700.000 € (minus 35.000 € für sich selbst) in bar an Haider bzw. dessen Sekretäre übergeben. Am Mittwoch wiederholte sie die Vorwürfe öffentlich.
Heinz Liebentritt zeigte Bruckberger wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung an. Er vermutet, sie beschuldige andere aus Selbstschutz, indem sie sagt, sie habe das Geld weitergegeben.
Hundstorfer "anpatzen"
Liebentritt stellte seine Version am Dienstag allen Nationalratsabgeordneten (außer der ÖVP) zur Verfügung. Der ÖVP deswegen nicht, weil er sie verdächtigt, Bruckberger zu instrumentalisieren. Liebentritt: "Es geht um den nächsten Bundespräsidenten. Man will den Rudolf Hundstorfer anpatzen."
"Ich bin ein Antifaschist, mein Vater war kriegsversehrt, er hat in der NS-Zeit das Widerstandssymbol O5 an die Wände gemalt. Diese Kellernationalen hätten von mir keinen Groschen bekommen. Mein Vater hätte sich im Grab umgedreht", sagt Liebentritt. Seine Version der Geschichte, die er auch der Staatsanwaltschaft erzählte:
Es war bekannt, dass Haider die drei Seen-Immobilien plus Tourismusbetriebe der Sotour (zwei gehörten der Bawag Leasing, eine dem ÖGB) kaufen wollte. Der damalige ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer habe jedoch "grundsätzlich verboten, mit Haider und Co zu reden". 2007 sei plötzlich Bruckberger an ihn, Liebentritt (dessen Firma Aucon alle ÖGB-Immobilien abwickelt) herangetreten und habe beklagt, dass Haider an den ÖGB nicht herankomme. Liebentritt: "Als ich Hundstorfer von dem Gespräch berichtete, geriet er außer sich. "Die" hätten den ÖGB wegen der Bawag "angeschüttet, mit denen machen wir nichts", habe Hundstorfer dekretiert.
Bruckberger sei schließlich mit der Botschaft Haiders gekommen: "Wenn die Seen an Ausländer gehen und für die Kärntner nicht mehr zugänglich sind, brauchen sich ÖGB und Bawag in Kärnten nicht mehr blicken lassen." Liebentritt habe das erneut Hundstorfer berichtet, dieser habe schließlich eingewilligt, aber Schneider "als Aufpasser mitgeschickt".
Das Gespräch mit den "Kellernationalen" verlief laut Liebentritt anders als erwartet. "Haider hatte ein Konzept für eine Landestourismusholding, in die er die Sotour-Betriebe einbringen wollte. Er hatte auch ein Dossier über mich und wusste, dass ich Unternehmensberater bin." Haider habe ihm, Liebentritt, angeboten, das Tourismusprojekt als Berater zu begleiten. Liebentritt: "Mich interessierte der gesellschaftspolitische Anspruch, freien Seezugang zu schaffen." Ursprünglich habe Liebentritt mit Haider 3 % Vermittlungsprovision plus 1,5 % Beraterhonorar für sich vereinbart. Haider habe jedoch angerufen und gesagt, die 4,5 % bringe er "nicht durch". So habe sich Liebentritt mit Haider auf 3,3 % geeinigt. Kurz nach Abschluss des Seenverkaufs sei Bruckberger bei ihm vorstellig geworden und habe die Hälfte gefordert. Er habe ihr erklärt, dass ein Prozent Unternehmensberatung enthalten sei, nur 2,3 Prozent für die Vermittlung. Liebentritt: "Sie hat mir gesagt: Wenn Ihr euch von Haider über den Tisch ziehen lasst, ist das Eure Sache. Ich will die Hälfte." Schließlich habe er ihr "widerwillig" 700.000 der 1,5 Millionen gegeben.