Islamgesetz löst Streit unter Muslim-Vereinen aus
Von Bernhard Ichner
Fuat Sanac gibt sich gelassen. Dass die Muslimische Jugend (MJÖ) seinen Rücktritt als Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) fordert, beunruhigt ihn nicht. In erster Linie, weil der Verein in der IGGiÖ nur ein einziges Mandat hält. "Trotzdem hat er durch mich einen Platz im Obersten Rat (dem geschäftsführenden Organ) bekommen. Dort ist der Ort für inhaltliche Debatten", betont Sanac.
Die MJÖ, meint der Präsident zum KURIER, wäre "immer radikaler geworden". Im Gegensatz zu anderen Vereinen habe sie aber keine Institutionen hinter sich – "keine Moschee, keine Schule, nichts. Sie machen nur Programm über Facebook."
Dass auch die Religionsgemeinden in OÖ und Salzburg – sprich: die Ländervertretungen der IGGiÖ – die Rücktrittsaufforderung unterstützten, sei dagegen "inakzeptabel". Es widerspreche der Verfassung der Glaubensgemeinschaft, dass zwei Vorsitzende "ihre privaten Meinungen" im Internet verbreiten.
"Schlecht verhandelt"
Man stelle Sanac die Vertrauensfrage, weil er "im Geheimen und unter Missachtung seiner Gremien über ein neues Islamgesetz verhandelt" habe, erklärten Dudu Kücükgöl und Jasna Ajdinovic von der MJÖ am Montag bei einer Pressekonferenz. "Trotz Rufen der Basis nach einem Abbruch der Verhandlungen" wäre Sanac in die nächste Runde gegangen, "um mit einem noch schlechteren Verhandlungsergebnis herauszukommen". Innerhalb der IGGiÖ trete der Präsident dafür umso autoritärer auf, Kritiker würden "eingeschüchtert".
Für seine Absetzung wäre im Schurarat – dem Hauptgremium der IGGiÖ – eine Zweidrittel-Mehrheit nötig. Das ist jedoch illusorisch. Denn in der Glaubensgemeinschaft dominieren die konservativen türkischen Verbände "Atib" und "Islamische Föderation". Angesichts ihrer Vormachtstellung fordert die MJÖ eine Reform des Wahlrechts in der IGGiÖ.