Politik/Inland

Hundstorfer: Wahlkampfstart mit Video und Lehrlingsbesuch

"Ich komme aus einfachen Verhältnissen. Meine Mutter war Hausfrau, mein Vater Arbeiter und später Angestellter. Gelebt haben wir in einer Zwei-Zimmer-Wohnung. Toilette am Gang. Wir haben nicht viel Geld gehabt, aber es ist sich immer ausgegangen."

Mit der Veröffentlichung eines sehr persönlichen Videos ist SPÖ-Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer gestern offiziell ins Hofburg-Rennen gegangen (www.rudolfhundstorfer.at).

"Sozialer Aufstieg"

In dem zweieinhalbminütigen Clip schildert der gebürtige Wiener markante Ereignisse in seinem Leben. Etwa, dass er mit elf Jahren mit seiner Familie in eine Genossenschaftswohnung übersiedelt sei – mit Bad und WC. "Das war sozialer Aufstieg." Bilder eines Buben, der selig wirkt, werden eingeblendet.

Hundstorfer erzählt in dem Kurzfilm auch von seinem beruflichen Aufstieg – vom Bürokaufmann-Lehrling, der sich später in der Gewerkschaft engagierte, 17 Jahre in der Gemeindepolitik werkte und als ÖGB-Chef in der Bawag-Krise aufräumte. Diese Erfahrungen hätten ihm als Sozialminister genutzt.

Der Antipode

Nun will der 64-Jährige also die Nachfolge von Heinz Fischer antreten. Und dafür positioniert er sich offensichtlich als Vertreter des kleinen Mannes mit ausgeprägter sozialer Ader, also quasi als Antipode zum bürgerlichen Verfassungsrechtler Andreas Khol, der als Hardliner auftritt.

Dass sich Hundstorfer so präsentiert, belegt nicht nur der Film, das zeigt auch sein erster Auftritt als Präsidentschaftskandidat. Mittwochvormittag besuchte er eine Lehrwerkstätte von "Jugend am Werk" in Wien-Brigittenau. Da ist der Rote trittsicher, derlei Termine hat er als Sozialminister zig-fach absolviert. Er wolle mit seinem Besuch "symbolisieren und signalisieren, dass eine solide Qualifikation unbedingt notwendig ist". In den Werkstätten können Jugendliche, die in der freien Wirtschaft keinen Ausbildungsplatz bekommen, eine Lehre absolvieren. Sie werden etwa zu Tischlern, Elektrotechnikern oder auch Köchen ausgebildet. Immer wieder kommen ausländische Besucher, um sich das erfolgreiche Modell anzuschauen. Hundstorfer war einst mit Ex-EU-Kommissionschef Jose Manuel Barroso hier.

"Ich wähle ihn"

Der 17-jährige Amro will ihm bei der Präsidentenwahl seine Stimme geben. "Ich bin sowieso für die SPÖ, weil sie viel sozialer ist als die anderen Parteien", erklärt der Lehrling. Andere haben sich noch keine Meinung gebildet. Und manche rätseln auch noch, welcher Politiker vor ihnen steht.

"Noch nie gesehen"

"Ist das der Sozialminister?", fragt einer. "Den hab ich noch nie gesehen", antwortet ein Kollege. "Hundstorfer?" Doch, den würden sie kennen, sagen mehrere.

Der Genannte trichtert den Burschen ein, ihre Lehre unbedingt zu beenden. "Das ist wichtig!" Den älteren wünscht er noch "alles Gute für die Lehrabschlussprüfung", ehe er zum Schluss in die Küche marschiert: "Sind die Kollegen mit der Verpflegung zufrieden, oder gibt’s Nörgler?", fragt der hohe Gast. "Nörgler gibt’s immer", meint ein Bursch. "So ist es", stimmt der Politiker lachend zu – und klopft dem Jugendlichen freundschaftlich auf die Schulter.

"Den Menschen zuhören"

"Den Menschen zuhören, Brücken bauen", darum gehe es ihm, sagt der Sozialdemokrat in seinem Werbevideo. Leutselig ist Hundstorfer jedenfalls, das spürt man. Sportlich sei er auch einmal gewesen, Handballer, schildert er im Film. Da habe er gelernt, dass man "im Team am Besten" sei. Bei der Hofburg-Wahl steht aber nicht seine Partei, sondern nur sein Name auf dem Wahlzettel. Da ist er Einzelkämpfer – wie erfolgreich er dabei ist, weiß man am 24. April.

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