Hofburg-Wahl: ÖVP versucht Neustart
Von Maria Kern
Das Wahlkampf-Mobil der ÖVP für das Rennen um die Hofburg kommt nicht so richtig auf Touren. Man muss sogar sagen, der Motor stottert gewaltig. Das wissen die Schwarzen – und versuchen nun noch einmal durchzustarten. Vor wenigen Tagen wurde ein neues Wahlkampfmanagement installiert – und als Devise "Jetzt startet die Aufholjagd" ausgegeben.
Als Auftakt für den Neustart von Präsidentschaftskandidat Andreas Khol diente Mittwochabend die Eröffnung des Wahlkampfbüros in der Parteizentrale in Wien. Neuneinhalb Wochen bleiben nun Zeit, um zu reüssieren. Gewählt wird am 24. April (Stichwahl 22. Mai). Einfach wird es nicht. Khol hat mit Alexander Van der Bellen (Grüne), Rudolf Hundstorfer (SPÖ), Norbert Hofer (FPÖ) und Ex-Richterin Irmgard Griss viel Konkurrenz. "Momentan lässt sich nicht sagen, wer es in die Stichwahl schafft", sagt OGM-Meinungsforscherin Karin Cvrtila.
Holpriger Start
Dass der Wahlkampf für die ÖVP suboptimal läuft, hat mehrere Ursachen. Khol musste mit dem Makel, nur zweite Wahl zu sein, starten. Der ehemalige Seniorenbund-Chef ist ja für Erwin Pröll in die Bresche gesprungen, der abgesagt hatte. Khol nahm die Aufgabe allerdings merkbar geschmeichelt an. Die Herausforderung, einmal ganz vorne zu stehen, reizt ihn offensichtlich. Aber auch in der Partei befanden anfangs viele, die Chancen stünden mit dem Polit-Haudegen möglicherweise gar nicht schlecht. Der Verfassungsrechtler gilt als inhaltlich versiert und eloquent. Sein Manko seien aber die mäßigen Sympathiewerte, sagt Cvrtila. Ein beachtlicher Nachteil bei einer Direktwahl. Und dass Khol einst Architekt von Schwarz-Blau war, wird auch nicht von allen ÖVP-Wählern goutiert. Das und die Tatsache, dass mit Hofer, Griss und auch Van der Bellen drei weitere Kandidaten im bürgerlichen Lager um Stimmen buhlen, dürfte für die mäßigen Umfragewerte verantwortlich sein. Nur 15 Prozent wies die KURIER-OGM-Umfrage Ende Jänner etwa für Khol aus. Derlei schlechte Daten trübten die Stimmung gehörig ein. Platz vier oder gar Platz fünf? Das wäre ein harter Schlag.
Neues Team
Dass es im Khol-Team hinter den Kulissen krachte, machte die Sache nicht besser. Dieser Tage wurde die Notbremse gezogen. Wahlkampfleiter Florian Krenkel wurde durch Karl Nehammer ersetzt. Als Kampagnenleiter wurde Thomas Kratky (Bruder von Ö3-Mann Robert Kratky) auserkoren. Letzteres sorgt bei Gegnern für Häme, weil sich Kratky zunächst um die Hundstorfer-Kampagne bemüht hatte. Als er diesen Auftrag nicht bekam, probierte er es bei der ÖVP – und sagte: "Ich würde die Aufgabe nicht annehmen, wäre ich nicht überzeugt davon, dass Andreas Khol der beste Kandidat ist und gewinnen wird."
Derlei sei für die Wähler aber irrelevant, meint ein schwarzer Stratege. Eine Kennerin der Polit-Werber-Szene sagt: "Kratky kann schon was." Er hat Heinz Fischer und Thomas Klestil beworben. Dass mit Nehammer ein Mann aus der ÖVP-Niederösterreich den Wahlkampf managt, werten Insider als Zeichen dafür, dass Pröll bzw. seine mächtige Landesgruppe Khol unterstützen wird. Die Stoßrichtung der Kampagne ist klar. Khol wird als staatsmännischer und mutiger Kandidat positioniert, der ein Herz für seine Familie hat. Parteichef Reinhold Mitterlehner sagt: "In unsicheren Zeiten muss man auf jemanden mit Erfahrung setzen." Das Team gibt sich kämpferisch. "Wir werden der Hauch im Nacken der anderen sein", so Kratky. "Wir tragen dich nach vorne", prophezeit Nehammer dem Hofburg-Anwärter. Khol ist vorsichtiger: "Ich denke, wir haben eine Chance." Abzuholen wären jedenfalls noch viele Wähler. Cvrtila: "35 Prozent sind noch unentschlossen."