„Heimat ist dort, wo meine Hingabe Platz findet“
Von Rudolf Mitlöhner
Es ist ein sehr ungleiches Autorenduo, das uns hier entgegentritt: Erhard Busek, Ex-VP-Obmann, Jahrgang 1941 – und der 1996 geborene, bosnischstämmige Muamer Bećirović, Publizist und ehemaliger (2016–2019) Bezirksobmann der JVP in Rudolfsheim-Fünfhaus. Gemeinsam haben sie einen schmalen Band mit Essays zum Thema „Heimat“ herausgebracht.
Busek ist für Bećirović ein väterlicher Freund und Mentor; umgekehrt, so darf man unterstellen, sieht Busek in Bećirović einen aus seiner Sicht idealtypischen jungen Europäer, vielleicht gar einen „jungen Busek“ unter gegenwärtigen Verhältnissen.
In Buseks Beiträgen begegnet der Leser einmal mehr dem scharfzüngigen katholischen Intellektuellen, dem europäischen homo politicus. Von verschiedenen Ausgangspunkten, stark autobiografisch unterfüttert, umkreist Busek den schwierigen Begriff „Heimat“. Der für ihn nichts Festgefügtes, Fassbares, vielmehr etwas Prozesshaftes und bleibende Aufgabe ist: im Sinne eines „Ringens um die Gestaltung der uns anvertrauten Welt“.
Für Bećirović, als Kind bosnischer Flüchtlinge in München geboren, später nach Wien gekommen, ist „Heimat“ in noch anderer Weise komplex. Interessant, wenngleich zum Teil hinterfragenswert, ist sein Blick von außen auf Österreich im Vergleich zu den USA. Zum Teil strapaziert er dabei jene Klischees, die er selbst zu Recht kritisiert.
Überzeugend ist – neben anderem – jedenfalls sein Fazit: „Heimat ist dort, wo meine Hingabe Platz findet.“