Jörg Haider Gedenkveranstaltung mit 200 Gästen
Am Mittwoch jährt sich der Todestag des ehemaligen Kärntner Landeshauptmannes und FPÖ-Chefs Jörg Haider zum 15. Mal. Zu diesem Anlass fand am Sonntag auf der Klagenfurter Hütte nahe seinem Anwesen im Bärental eine Gedenkveranstaltung statt. Etwa 200 Menschen folgten der Einladung seiner Witwe Claudia Haider und des Kärntner FPÖ-Klubobmannes Erwin Angerer, um dem damals bis heute nicht unumstrittenen Politiker bei einem Gottesdienst zu gedenken.
Der Kärntner Landeshauptmann ist durch einen selbst verschuldeten Autounfall aufgrund überhöhter Geschwindigkeit und Alkohol am Steuer im Herbst 2008 plötzlich aus dem Leben gerissen worden. Am Sonntag vor dem 15. Todestag versammeln sich nun Freunde, Wegbegleiter und Bewunderer in den Bergen, um eine Messe für ihn zu feiern. Sein Bann scheint unter den Gästen ungebrochen. Er sei einer gewesen, der "die Leute an den Zaun geholt hat", erklärt eine Dame mittleren Alters die immer noch präsente Strahlkraft des ehemaligen Politikers.
"Jörg Haider hat zeit seines Lebens die Herzen der Menschen berührt und er war ein Politiker, der einfach für die Leute da war", findet Claudia Haider eine Erklärung. Wen man im Herzen habe, den vergesse man nicht. Wegbegleiter und Ex-FPÖ- und BZÖ-Politiker Gerald Grosz nennt die zutiefst persönlichen Begegnungen und sein Charisma - Kompetenzen, die er bei heutigen Politikern vermisse. Er selbst bekomme auf der Social-Media-Plattform TikTok zahlreiche Haider-Videos, die von jungen Menschen, die erst nach seinem Tod auf die Welt gekommen sind, geteilt würden. Tatsächlich nehmen auch an der Gedenkmesse ein paar junge Menschen teil, die Haiders Wirken nur aus den Erzählungen ihrer Eltern oder Großeltern kennen.
Haider wäre heute 73 Jahre alt. Seine Witwe Claudia ist davon überzeugt, dass er immer noch in der Spitzenpolitik mitmischen würde, eventuell sogar als Bundespräsident. Der Charismatiker verstand es wie kein anderer, virtuos auf der Klaviatur des Populismus zu spielen und die vorhandenen politischen Missstände in ein scheeles Licht zu rücken. Auch konnte der gebürtige Oberösterreicher mit den Emotionen der Menschen spielen - mit ihm hielten provokante Sager und polemische Anfeindungen auf dem politischen Parkett Einzug.
Ein schlechtes Wort wird man heute im südlichsten Bundesland selten über ihn hören. Haider, der sich einmal selbst als den größten Sozialisten bezeichnet hatte, war nahbar und hatte immer ein offenes Ohr für die Sorgen des sogenannten "kleinen Mannes". Dieses Argument hört man auch heute noch von seinen Bewunderern.
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15 Jahre nach seinem Tod überstrahlt der Glanz eines sich kümmernden "Landesvaters" seine damals wie heute umstrittene Persönlichkeit. Dass unter seiner Riege ein Milliarden-Schaden entstanden ist, der gewaltige Löcher ins Kärntner Landesbudget gerissen hatte, scheint nur mehr verschwommen durch den Schleier der Vergangenheit. Ausgelöst durch den Verkauf der landeseigenen Hypo-Alpe-Adria-Bank an die BayernLB schrammte Kärnten Jahre später knapp am Konkurs vorbei, Megaprojekte wie die Seebühne oder das Stadion wurden zum finanziellen Fiasko. Auch seine umstrittenen Kontakte in den arabischen Raum oder zur Balkan-Mafia und nicht zuletzt sein ständiges Kokettieren mit dem Nationalsozialismus scheinen ihm seine Bewunderer nicht nachzutragen.
"Wir trauern dem Jörg Haider vor allem deswegen nach, weil wir momentan mit der schlechtesten aller Mannschaften in einer sehr schwierigen politischen und wirtschaftlichen Zeit leben", bringt ein anderer Gast seine Beweggründe auf den Punkt und seine Frau fügt hinzu: "Er hat das angepackt, was den Menschen wichtig war. Die heutige Politik geht an den Menschen vorbei."
In Verbindung mit dem Gedenktag hat die Kärntner FPÖ auch die von Haider ins Leben gerufenen Umweltgespräche wieder auferstehen lassen, die dieses Wochenende auf der Klagenfurter Hütte den Wald in den Fokus stellen. Die Gäste auf der Klagenfurter Hütte halten das für einen guten Schritt, denn die Umwelt sei ihnen wichtig und sie seien sehr naturverbundene Menschen. Das zeige schon alleine die Tatsache, "dass wir die Gedenkmesse in dieser schönen Kulisse feiern", findet eine Frau, und lässt ihren Blick über die Felswände der Karawanken-Berge streichen.