Grüne erobern Stadt Salzburg
Von Maria Kern
An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit“, tönte es Sonntagnachmittag aus dem Laptop von Grünen-Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner, der bei seinen Kollegen in Salzburg weilte. Der „Tote Hosen“-Hit gab die Stimmung unter den Ökos wieder. Es war ein historischer Tag.
Die Grünen haben sich fast verdreifacht und damit die Blauen deutlich überholt. Mit 20 Prozent gelang ihnen ihr bestes Ergebnis in der Parteigeschichte bei Landtags- oder Bundeswahlen. „Ich kann es noch gar nicht fassen, ich habe noch nie einen so schönen Wahlabend erlebt“, jubelte Partei-Chefin Eva Glawischnig. Salzburg-Spitzenkandidatin Astrid Rössler frohlockte: „20 Prozent, das ist jenseits der kühnsten Träume.“
Aufwärtstrend
Die Grünen gelten ja gemeinhin als Umfragen-Kaiser, konnten bei vielen Urnengängen aber nur ihre Ergebnisse halten oder mussten sogar Verluste hinnehmen.
Woran liegt es, dass die Grünen im Aufschwung sind, zumal Öko-Themen bei den Landtagswahlkämpfen gar keine Rolle spielten? Ihr stärkstes Atout: Sie sind in keine Skandale und Korruptionsaffären verwickelt. Sie spielen glaubhaft die Rolle der Saubermänner und -frauen. „Das Korruptionsthema ist ein Monopolthema für die Grünen“, sagt auch Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer im KURIER-Gespräch. Das erkläre die Zuwächse. Dort, wo es „Mega-Skandale“ gab, etwa die Spekulationsaffäre in Salzburg und die Korruptionsfälle in Kärnten, „dort ist ein guter Nährboden für enorme Zuwächse der Grünen“, erklärt der OGM-Chef.
In Kärnten hat sich Rolf Holub einen Namen als hartnäckiger Aufdecker in der Hypo-Affäre gemacht. In Salzburg war Frontfrau Astrid Rössler Vorsitzende des U-Ausschusses zum Zocker-Skandal. Die 54-jährige Juristin leitete das Untersuchungsgremium unaufgeregt, aber hart in der Sache.
Rückenwind
Wird sich der Aufwärtstrend der Grünen im Herbst fortsetzen? Bei der Nationalratswahl am 29. September gehen sie erstmals mit Eva Glawischnig an den Start. Die Spitzenkandidatin meint angesichts der jüngsten Wahlergebnisse nicht nur Rückenwind, sondern „fast schon einen Sturm“ zu spüren.
Bachmayer bremst die Euphorie ein wenig: „Es wird bei der Nationalratswahl sicher ein dickes Plus geben, aber die Bäume werden nicht wie etwa in Salzburg in den Himmel wachsen.“ Korruption sei auf Bundesebene nicht mehr das Thema Nummer eins. Hier sei schon einiges an Aufarbeitung passiert.
Die Grünen haben den Wahlabend dennoch in Toten-Hosen-Manier ausklingen lassen: „In dieser Nacht der Nächte, die uns so viel verspricht, erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht.“