Politik/Inland

Griss bei ÖVP-Frauen: "Ich mag ja dieses Männer-Bashing nicht"

"Frauen haben ein schwach entwickeltes Selbstbewusstsein." Das sitzt. Betretenes Schweigen bei einer ÖVP-Klub-Enquete zum Weltfrauentag am Freitagvormittag im Parlament. Die versammelten ÖVP-Frauen warten ab, wie Irmgard Griss am Podium diesen Sager weiter begründen wird. Stattdessen eine rhetorische Frage an die Runde: "Woher kommt das? Wer erzieht die Kinder, wer lebt ihnen das vor?"

Frauen seien also selber schuld, weil sie Frauen großziehen, die sich nichts zutrauen? Ihre eigene Mutter dürfte der 70-Jährigen, die 2016 Bundespräsidentin werden wollte, eher als abschreckendes Beispiel gedient haben. Griss ist als zweites von drei Kindern auf einem Bauernhof im steirischen Deutschlandsberg aufgewachsen. Während der Vater berufstätig gewesen sei, habe die Mutter am Hof geschuftet. "Das wollte ich nie."

Zwei Söhne hat sie trotzdem, und geschuftet hat sie auch: zuletzt als Präsidentin des Obersten Gerichtshofes.

"Born to be a wife"

Laut einer OGM-Meinungsumfrage herrscht im Berufsalltag das altbekannte Frauenbild vor: Führungsqualitäten und Zielstrebigkeit werden mit großem Vorsprung Männern zugeschrieben, dafür werden bei Frauen Motivation, Kommunikation und Anpassungsfähigkeit geschätzt.

Eine 50-prozentige Frauenquote im Nationalrat und in Landtagen halten nur 41 Prozent der befragten Frauen für eine gute Idee, 17 sogar für eine schlechte.

Bitter für die ÖVP-Frauen, die zur Jahrtausendwende selbstironisch "Born to be a wife" plakatiert und mit Waltraud Klasnic die erste Landeshauptfrau gestellt haben. Die mit Margit Kraker nun die erste Rechnungshof-Präsidentin Österreichs und demnächst ein neues Landesoberhaupt aus ihren Reihen haben: Johanna Mikl-Leitner.

"Kein Funken Mann"

Dass sie immer noch "Hanni" genannt wird, scheint die hochrangige ÖVP-Politikerin nicht zu stören, auf das "Landeshauptfrau" legt sie aber Wert: "An mir ist kein einziger Funken Mann." Eine Frau solle Frau bleiben, und nicht einen Mann nachahmen, um ernst genommen zu werden, betont sie.

Unterschätzt werden – da ist Mikl-Leitner Kummer gewohnt. Dass man sie immer wieder gefragt habe: "Wie schaffen Sie das? Familie (Mikl-Leitner hat zwei Töchter, 12 und 15 Jahre alt, Anm.) und Beruf unter einen Hut zu bringen?", ärgere sie noch heute. Applaus gibt es, als die 53-Jährige sinniert: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Herr Pröll (vier Kinder) oder ein Herr Sobotka (acht) jemals diese Frage bekommen hätten."

Als ihr die Damenrunde am Ende der Veranstaltung zu ihrem Auftritt gratuliert und flapsige Sprüche in Richtung des anderen Geschlechts fallen, sagt Irmgard Griss wieder etwas, womit sie aus dem Rahmen fällt: "Ich mag ja dieses Männer-Bashing nicht."