"Vorwärts Tirol": Polit-Ende mit Schrecken
Von Christian Willim
Die Ziele waren hochgesteckt. Bei den Landtagswahlen im April wollte man auf Anhieb zweistellig werden und den zweiten Platz erobern. Beides hat „Vorwärts Tirol“ verfehlt und sich seither in internen Grabenkämpfen verstrickt, die nun endgültig eskaliert sind. Parteiobmann Hans Lindenberger zog sich am Montag vom Parteivorstand zurück. Die drei weiteren im Landtag vertretenen Abgeordneten von „Vorwärts Tirol“ taten es ihm gleich. Die Entscheidung wurde bei einer kurzfristig einberaumten Pressekonferenz bekannt gegeben.
Die Spaltung der Partei hatte sich bereits abgezeichnet. Zuletzt kursierten zwei Einladungen zu einer Generalversammlung. Während Lindenberger am 11. Juli ein „klares Zeichen des Neuanfangs“ setzen wollte, berief die Gegenseite um die Parteimitgründerinnen Christine Oppitz-Plörer und Anna Hosp eine Versammlung am 19. Juli ein. Lindenberger sieht darin einen „überfallsartigen Putsch“, wie er sagte.
Druck auf Abgeordnete
Das Außenbild der Neo-Partei ist seit Wochen verheerend. Nach den Wahlen brach hinter den Kulissen ein Streit um die Zukunft der Ex-ÖVP-Landesrätin Anna Hosp aus. Auf Listenplatz sechs gestartet, verpasste sie den Einzug in den Landtag, in dem „Vorwärts Tirol“ vier Sitze hält. Gemeinsam mit Innsbrucks Bürgermeisterin Oppitz-Plörer soll sie daraufhin andere Abgeordnete zu einem Mandatsverzicht gedrängt haben.
Ex-SPÖ-Landesrat Lindenberger und seine Mitstreiter sprachen gestern von einem „unerhörten Druck“ aus der Ecke der „beiden Damen“. Der soll auch durch einen Innsbrucker Unternehmer aufgebaut worden sein, der als Unterstützer von Hosp und Oppitz-Plörer gilt und die Partei mitfinanziert hat. Er stellte im Wahlkampf Werbemittel zur Verfügung und legte der Partei vor kurzem eine Rechnung in der Höhe von 700.000 Euro vor. „Niemand hat das in Auftrag gegeben“, kommentierte Lindenberger die Forderung.
Er und die anderen drei „Vorwärts Tirol“-Mandatare wollen Mitglieder der Partei bleiben, deren Zukunft ungewiss ist. Hosp und Oppitz-Plörer waren nicht für eine Stellungnahme erreichbar.