Geringverdiener im Luxusurlaub? Steuerjäger schauen auf Instagram
Mein Haus, mein Auto, mein Boot: Selbstdarsteller wie einst in einem berühmten Werbespot haben auf Facebook oder Instagram eine Heimat gefunden; Steuerfahnder offenbar auch.
Frankreichs Finanzminister Gerald Darmanin plant gerade einen Feldzug gegen Steuerbetrüger und will dabei auch in der Social-Media-Sphäre schnüffeln.
Während im Netz eine heftige Debatte losgebrochen ist, stellt sich die Frage: Was hält Finanzbeamte davon ab, schon jetzt in öffentliche Profile zu lugen?
„Nichts“, sagt Manfred Guzy, Steuerberater und Experte für Finanzstrafrecht in der international tätigen Kanzlei BDO. „Es ist ja nicht sonderlich schwierig und auch nicht verboten, im Zuge einer Steuerprüfung im Internet nachzuschauen, ob die Angaben über die Einkünfte zum Lebensstil passen, der da öffentlich inszeniert wird.“
Mit Fotos konfrontiert
Solche Fotos könnten den Steuerprüfer motivieren, weiterzuforschen und den Betroffenen in Erklärungsnot bringen. Laut dem Steuerexperten sei es gängige Praxis, dass Unternehmer bei Betriebsprüfungen mit Netz-Fundstücken konfrontiert werden.
Das könne jeden treffen – auch Private, sagt Guzy. Eine höhere Steuervorschreibung kann die Folge sein. Für ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung brauche es aber regelmäßig handfestere Beweise als ein Urlaubsfoto oder ein Selfie im Luxusauto.
Was die Praxis in Österreich vom neuen Vorstoß unterscheidet, ist, dass Frankreichs Finanz zuerst in Social Media Kanäle schauen will, um dann Steuerprüfungen einzuleiten – Kritiker befürchten eine Totalüberwachung.
„Nicht ohne Anlass“
In Österreich ist das nicht geplant, wird im Finanzministerium betont: „Ohne Anlass im Privatleben zu schnüffeln, kommt nicht infrage.“ Ein Sprecher erklärt, dass „bei Verdacht auf größere kriminelle Machenschaften Risikoanalysen“ gemacht würden – etwa zu Geldströmen oder Firmengeflechten.
Ob die Finanz im Zuge dessen auch Social Media-Profile begutachtet, wird auf KURIER-Nachfrage weder dementiert noch bestätigt.
Ein Beispiel aus jüngster Vergangenheit: Die Finanz kam im Vorjahr einer kroatischen Baumafia auf die Schliche. Ein Blick auf Google Earth hatte offenbart, dass ein Verdächtiger auf einem riesigen Anwesen residiert – und wohl mehr Geld verdient hatte, als er zugeben wollte.