Das Bundeskanzleramt schafft das Binnen-I ab
Nach der Ankündigung von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), Binnen-I, Sternchen und Doppelpunkte aus der Verwaltung verbannen zu wollen, hat das Bundeskanzleramt am Freitag eine Überarbeitung seines Kommunikationsleitfaden für geschlechtergerechte Sprache verkündet. Allerdings ändert sich wenig an den internen Vorgaben: Bereits bisher wurde unter Verweis auf den Rat für deutsche Rechtschreibung die Verwendung geschlechtsneutraler Formulierungen und der Paarform empfohlen.
Das sei nun nochmals unter Verweis auf den Rat für deutsche Rechtschreibung im Leitfaden bekräftigt worden, erklärte eine Sprecherin von Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) auf Anfrage. Auch weiterhin hat der Kommunikationsleitfaden, der für den amtlichen Schriftverkehr und den Außenauftritt des Bundeskanzleramts gilt, einen empfehlenden Charakter. Raab verkündete dennoch am Freitag in einer Aussendung: "Damit schafft das Bundeskanzleramt die Verwendung von Sternen, Doppelpunkten oder dem Binnen-I beim Auftritt nach innen und nach außen ab." Gleichzeitig betont Raab via Aussendung, dass "die Gleichstellung von Mann und Frau für mich eine absolute Notwendigkeit ist - im Leben und in der Sprache." In der Sprache gehe es "um Kommunikation und um die Verständlichkeit, deshalb empfiehlt der Rat für deutsche Rechtschreibung die Verwendung der männlichen und weiblichen Form oder die neutrale Formulierung zu verwenden". Deshalb spreche und schreibe man "von ‚Bürgerinnen und Bürgern’ oder ‚Schülerinnen und Schülern‘. Sternchen, Unterstrich, Doppelpunkt oder andere Sonderzeichen im Wortinneren werden nicht empfohlen.“
SPÖ: "Binnen-I-Ablenkungsmanöver von Nehammer und Raab"
Kritik an der Ankündigung kam von der SPÖ. Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner sprach in einer Aussendung von einem peinlichen "Binnen-I-Ablenkungsmanöver von Nehammer und Raab", während die Regierung im Kampf gegen Gewalt an Frauen, beim Gender Pay Gap oder bei Diskriminierung nichts weitergebracht habe. Lindner verwies zudem auf die Urteile des Verfassungsgerichtshof (VfGH), wonach es mehr als zwei Geschlechter gibt und beispielsweise auch intergeschlechtliche Menschen in Österreich anerkannt werden müssten. Dies geschehe etwa durch inklusive Sprache.
FPÖ: "Gipfel der Unsinnigkeit"
Auch die Freiheitlichen kritisierte bereits zuvor am Freitag den Umgang der ÖVP mit dem Gendern. Anlass war eine Presseaussendung der Parlamentskorrespondenz, in der eine Aussage von FPÖ-Bundesrat Markus Leinfellner mittels Doppelpunkt in geschlechtergerechte Sprache umformuliert wurde. "Auf der einen Seite spricht sich ÖVP-Bundesparteiobmann Nehammer gegen das Gendern aus und auf der anderen Seite macht die Wolfgang Sobotka unterstellte Parlamentskorrespondenz aber genau das", kritisierten die Freiheitlichen. Dass auch Zitate gegendert würden, sei "der Gipfel der Unsinnigkeit".