Gedenktag 8. Mai: Freudenfest statt NS-Nostalgie
Von Daniela Kittner
Zwischen 1938 und 1945 waren 190.000 Menschen aus mehr als 40 Nationen im Konzentrationslager Mauthausen und in seinen Außenlagern inhaftiert. Mindestens 90.000 von ihnen kamen ums Leben.
Am 3. Mai 1945 flohen die letzten SS-Angehörigen aus Mauthausen. Am 5. Mai traf ein Spähtrupp der US-Armee im Lager ein, am 6. Mai befreiten Einheiten der 3. US Army 40.000 Gefangene. Viele KZ-Häftlinge waren so schlecht beisammen, dass sie trotz Befreiung starben.
Am 8. Mai 1945 kapitulierte das nationalsozialistische Deutschland, um 23.01 Uhr wurden alle Kampfhandlungen in Europa eingestellt.
Nach sechs Jahren Krieg begann der Friede.
Das ist der historische Hintergrund für ein dichtes Programm an Gedenkveranstaltungen, die in den kommenden Tagen stattfinden werden.
Köhlmeier im Parlament
Auftakt ist am Freitag die Gedenkfeier gegen Gewalt und Rassismus im Parlament, bei der der Schriftsteller Michael Köhlmeier die Festrede halten wird.
Am Sonntag, den 6. Mai wird die Staatsspitze bereits um 8 Uhr in der Früh aktiv. Beim Denkmal gegen Krieg und Faschismus, errichtet von Alfred Hrdlicka auf dem Platz vor der Albertina, wird Bundespräsident Alexander Van der Bellen gemeinsam mit Kanzler und Vizekanzler Kränze niederlegen. Heinz-Christian Strache, Sebastian Kurz und Van der Bellen werden Reden halten.
Die Symbolik des Schauplatzes ist nicht unumstritten. Unter diesem Denkmal liegen Bombenopfer verschüttet, weswegen gegen den Standort von Beginn an eingewendet wurde, das Mahnmal würde Kriegsopfer und Opfer des rassistischen NS-Terrors gleichsetzen. Zudem hat der von Hrdlicka geformte „straßenwaschende Jude“ den Beigeschmack, dass die applaudierenden Mitläufer, die sich an der Demütigung der Juden ergötzen, unsichtbar bleiben. Die Künstlerin Ruth Beckermann applizierte 2015 „missing Images“ an dem Denkmal, die feixende Passanten zeigten. Leider sind die historischen Aufnahmen wieder weg.
FPÖ ausgeladen
Nach der Kranzniederlegung trennen sich dann die Wege von Kanzler und Vizekanzler. Kurz fährt zur Befreiungsfeier nach Mauthausen, Strache wurde vom Mauthausen-Komitee ausgeladen. „Ein Auftritt von FPÖ-Politikern wäre eine erneute Demütigung für die Überlebenden. Die FPÖ unterstützt die rechtsextreme Aula, in der befreite KZ-Häftlinge als ,Landplage’ bezeichnet wurden. Solche Leute marschieren dann bei den Überlebenden vorbei?“ begründet Willi Mernyi die Ausladung der FPÖ.
Doch Strache macht immerhin Fortschritte in seinem Geschichtsbewusstsein. 2004 hat er noch die Festansprache beim sogenannten „Totengedenken“ gehalten. Alljährlich fanden sich am 8. Mai einige hundert Ewiggestrige in der Wiener Innenstadt ein, um ihrem Dritten Reich nachzutrauern. Ab 2000 kam es zu Demos gegen diese zwielichtige Veranstaltung, sodass sich Strache, als er 2011 erneut die Festrede halten sollte, durch einen plötzlichen Auslandsaufenthalt der Pflichterfüllung entzog.
Arik Brauer im Kanzleramt
Das „Totengedenken“ ist inzwischen eingestellt, doch aus den Protesten dagegen ging das Fest der Freude über die Kapitulation von Nazi-Deutschland hervor. Diesen Freudentag wird Strache heuer als Vizekanzler begehen. Im Bundeskanzleramt findet ein Festakt statt. Im Beisein von Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird Strache den Reigen der Ansprachen eröffnen. Dann folgt Kanzler Kurz. Hauptredner wird der Künstler Arik Brauer sein.
Der meistgebuchte Redner an den bevorstehenden Gedenktagen ist übrigens Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka: Er spricht im Parlament, in Mauthausen und auf dem Fest der Freude am 8. Mai auf dem Heldenplatz.