Epidemiologe Gartlehner hält Maskenpflicht in Schulen für verzichtbar
Ab Karsamstag ist die FFP2-Maskenpflicht nur noch im Gesundheitsbereich, in den öffentlichen Verkehrsmitteln und in den lebensnotwendigen Geschäften vorgeschrieben. Das verkündete Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) heute.
Die Infektionszahlen und die Zahl der Patienten in den Spitälern gehen zurück - laut Rauch wäre es jetzt "der richtige Zeitpunkt für Erleichterungen". Und wie sehen das die Experten?
Epidemiologe Gerald Gartlehner (Donau-Uni Krems) in der "ZIB2" sagt, die Öffnungsschritte seien grundsätzlich gerechtfertigt - aber nicht alles sei nachvollziehbar. Damit meint er beispielsweise, dass Kinder in den Schulen weiterhin einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen.
Aus seiner Sicht könne man in den Schulen ganz auf Masken verzichten. Das soziale Leben bringe ohnehin einen engen Kontakt mit sich, die Schutzmaßnahme hätte wohl nicht mehr den Zusatznutzen. Er erwähnt zudem eine Studie aus Spanien, wonach die MNS-Maske bei Volksschülern wenig nutze. Sinnvoll seien Masken aber immer noch da, wo vermehrt vulnerable Personen sind. Vulnerable Gruppen müssten aber ohnehin immer vorsichtig sein.
Aktuell gilt, dass die Schüler bei der Rückkehr nach den Osterferien abseits ihres Sitzplatzes Mund-Nasen-Schutz bzw. in den Oberstufen FFP2-Maske tragen.
Zwei Szenarien für den Herbst
Der Epidemiologe appelliert an die Regierung, jetzt Vorbereitungen für den Herbst zu treffen und sich auf verschiedene Szenarien vorzubereiten. Alles werde davon abhängen, mit welcher Variante man es im Herbst zu tun habe.
Ein Szenario wäre, dass Omikron als dominante Variante bleibt. Dann müsse man sich überlegen, ob man Omikron so behandle wie eine Grippe, sagt Gartlehner.
Einige Länder Europas tun das bereits - Corona ist da keine meldepflichtige Erkrankung mehr. Wer infiziert ist, kann selbst entscheiden, ob er sich in Isolation begibt. Sollte dieses Szenario eintreffen, könne man ähnliches auch in Österreich überlegen, sagt Gartlehner.
Ein anderes Szenario wäre, dass eine neue Variante auftaucht. Dann sei wieder "alles möglich", sagt Gartlehner. "Im schlimmsten Fall erleben wir wieder einen Herbst wie im Vorjahr: hohe Infektionszahlen und hohe Belagszahlen in den Spitälern." Das hätte dann auch wieder die bekannten Maßnahmen wie einen Lockdown zur Folge.
Welche Variante im Herbst die dominante wird, werde sich wohl im Spätsommer abzeichnen. Die Politik müsse jetzt handeln und nicht erst dann, wenn "epidemiologisch der Hut brennt", betont Gartlehner.