Politik/Inland

Frank Stronach will mit Rebellen reden

Ex-ORF-Chefin Monika Lindner macht es weiter spannend, ob sie am 29. Oktober bei der ersten Sitzung des neu gewählten Nationalrats als wilde Abgeordnete dabei sein wird oder nicht. Lindner hatte ursprünglich als Nummer drei auf der Liste Stronach kandidiert und zog im August ihre Kandidatur nach nur 48 Stunden zurück (für eine Streichung vom Stimmzettel war das zu spät).

Die neue Team-Stronach-Klubobfrau Kathrin Nachbaur erreichte Lindner vor zwei Tagen erstmals am Telefon, um endlich eine Klärung herbeizuführen: „Wir hatten ein sehr nettes Gespräch. Was ihr Mandat betrifft, gab sie mir aber als Antwort: Ich habe noch keine Entscheidung gefällt“, so Nachbaur zum KURIER.

Entscheidung vertagt

Auch die Entscheidung, ob sich in Kärnten Gerhard Köfer und seine Mannen vom Team Stronach lossagen, wurde vertagt. Am Montag tagt in Salzburg das Bundesdirektorium. „Ich hoffe noch immer auf einen Kompromiss“, sagt er.

Der Kärntner Landesrat will warten bis Stronach aus Übersee zurückkehrt. „Ich finde es fair, wenn wir alle Bedingungen in einem gemeinsamen Gespräch mit Frank diskutieren“, so Köfer.

Der Landesrat ist inzwischen auch bereit, auf die Funktion des Landeschef zu verzichten. Aber er nennt Bedingungen: „Ich mache nur einer demokratisch gewählten Person Platz.“ Das könnte noch heuer der Fall sein. Und auch Frank Stronach scheint mittlerweile zu erkennen, dass sein Führungsstil für zu viele Turbulenzen in der Partei sorgt.

Der KURIER erwischte Freitag Früh einen sehr einsichtigen Neo-Parteichef am Telefon in Florida: „Ich will jetzt ruhig sein. In zehn Tagen bin ich wieder in Österreich, dann setzten wir uns zusammen, gehen alle Forderungen Punkt für Punkt durch und werden dann eine Entscheidung fällen.“

Ich will die Kommunikation in der Partei verbessern.“ Da könnte Frank Stronachs neue NÖ-Teamchefin Renate Heiser-Fischer gleich mit ihrer Vorgängerin beginnen. Mit Elisabeth Kaufmann-Bruckberger – sie wurde vor zehn Tagen vom Parteigründer überraschend per eMail abgesetzt – gab es seit der Nationalratswahl keinen Gesprächstermin. Der scheint aber dringend nötig: Die Damen vertreten konträre Positionen, wenn es um die von der Bundespartei geforderte Rückzahlung von 3,5 Millionen Euro Parteigeld geht.

Die Summe sei der Landespartei als Darlehen gegeben worden. „Und sie wird gemäß Vereinbarung binnen fünf Jahren zurückgezahlt“, sagt Heiser-Fischer. Einzige Einnahmequelle der Landesgruppe ist die Parteienförderung. Rund 1,7 Millionen Euro bekommt das Team Stronach in NÖ pro Jahr aus Steuermitteln. Und mit diesem Steuergeld will die neue Landeschefin die Forderung auch bedienen.

Den Darlehensvertrag mit der Bundespartei hat noch Ex-Obfrau Elisabeth Kaufmann-Bruckberger unterschrieben. Die sucht jetzt nach Möglichkeiten, die Rückzahlung zu verhindern oder zu reduzieren. „Das werden harte Verhandlungen“, meint sie kämpferisch. Beim Team-Treffen mit Vize-Bundeschefin Kathrin Nachbaur am Montag in Salzburg will sie übers Geld reden.

Zusammenarbeit

Diese Absichten kennt Heiser-Fischer noch nicht: „Elisabeth Kaufmann-Bruckberger wird sich auf ihre Aufgabe als Landesrätin konzentrieren.“ Sie selbst werde sich um die Verbreiterung der Partei und die Betreuung der rund 700 Mitglieder kümmern, so Heiser-Fischer. „Dabei will ich selbstverständlich mit Landtagsklub und Landesratsbüro zusammenarbeiten.“ Andere Optionen dürfte sie auch gar nicht haben, glaubt man Team-Finanzreferent Walter Naderer – gemeinsam mit Heiser Fischer und Klubobmann Ernest Gabmann im Dreier-Vorstand der Landesgruppe. „Wir erwarten schon, dass sich ihre Arbeit an der Arbeit der fünfköpfigen Landtagsmannschaft und des Regierungsbüros orientiert“, sagt Naderer zum KURIER.

Kathrin Nachbaur, zum Einstand der Landesobfrau angereist, wälzt indes Überlegungen über die künftige Parteistruktur. Ein „Delegiertenmodell wie bei der ÖVP“ ist für sie vorstellbar.