FPÖ will Vor-Wahltag statt Briefwahl
"Bundespräsidentenstichwahlwiederholungsverschiebung" war das Wort des Jahres 2016. Es steht für eine Reihe von Pannen, die mit der Auszählung der Briefwahlstimmen für die Hofburg-Wahl begonnen und seinen skurrilen Höhepunkt beim defekten Kleber der Wahlkuverts gefunden hat. Dazwischen lag ein historisches Urteil: "Dem Antrag wird stattgegeben."
Die Worte, mit denen der Verfassungsgerichtshofes im Sommer 2016 die Wahlanfechtung der Freiheitlichen bestätigte und damit die Stichwahl wiederholen ließ, hat Norbert Nemeth als Titel für sein Buch (Verlag des FPÖ-Bildungsinstituts) gewählt, das am Mittwoch im Palais Epstein in Wien vorgestellt wurde.
Nur Auslands-Briefwahl
Ein gewisses Trauma dürfte den Blauen geblieben sein – noch immer beharren sie darauf, dass die Briefwahl abgeschafft werden muss. Dieses Vorhaben hat schon in der vergangenen Legislaturperiode keine Unterstützer gefunden. In der neuen will die FPÖ als Regierungspartei einen neuen Anlauf starten, bestätigt Nemeth: "Die Abschaffung der Briefwahl steht in unserem Wahlprogramm, also wird es definitiv etwas sein, das wir mit der ÖVP neu diskutieren wollen."
Aber wie schaut der neue Vorschlag der FPÖ aus? Per Brief sollen nur noch Auslandsösterreicher wählen dürfen. Für alle anderen, die am Wahltag verhindert sind, sollen an einem vorgezogenen Wahltag eigene Wahllokale eingerichtet werden – etwa auf Verkehrsknotenpunkten wie Flughäfen oder in einzelnen Bezirkshauptmannschaften bzw. Bezirksämtern in Wien.
E-Voting, das die ÖVP zuletzt in Person von (ab heute Ex-Klubchef) Reinhold Lopatka befürwortet hat, lehnt die FPÖ komplett ab. "Dadurch würde die Wahl noch intransparenter und anfälliger für Manipulationen", meint Nemeth. Die neue Regierung sei gefragt, eine größere Wahlrechtsreform anzugehen – "dafür haben wir ja jetzt fünf Jahre Zeit", meint der FPÖ-Klubdirektor optimistisch. Für die vier Landtagswahlen, die 2018 anstehen, sei es schon zu spät, etwas an der Briefwahl zu ändern.