Kickl wettert gegen ÖVP: "Leopold Figl würde spätestens jetzt sterben"
Mit heftigen Attacken auf das "System" aus politischem Gegner und Medien, einem Bekenntnis zur politischen Mitte und Siegesgewissheit für die Nationalratswahl hat FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl Donnerstagabend im Rahmen seiner Herbst-Tour am Innsbrucker Bergisel Station gemacht. "Wir sind die Mitte der Gesellschaft. Es geht um alles", rief er seinen Anhängern zu. Bei der Nationalratswahl müsse "die Nummer eins stehen, am besten mit großem Abstand zum Zweitplatzierten."
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Damit "der Herr" in der Hofburg, gemeint war Bundespräsident Alexander Van der Bellen, "nicht auf blöde Gedanken kommt", erklärte Kickl in seiner mehr als einstündigen Rede im mit mehreren hundert Sympathisanten gerammelt vollen Restaurant "1809" auf geschichtsträchtigem Boden. Bei der kommenden Nationalratswahl gehe es um folgende zentrale Frage: "Wer ist der Chef? Das Volk oder die Machtzirkeln aus Politik, Big Business und Medien."
Die "Extremisten" - das seien die anderen, nicht die Freiheitlichen, die für die "Mitte der Gesellschaft" und die "schweigende Mehrheit" stehen würden. "Die Extremisten, die ihre Verbündeten etwa in der Justiz, im Bildungsbereich oder in den Medien haben." Bei der Wahl werde es "um alles" gehen: "Sie werden alles aufbieten, jede Schweinerei gegen uns einsetzen", machte Kickl die blaue Anhängerschaft auf einen harten Wahlkampf gefasst. Aber man werde siegen und eine "Abkehr vom System und eine totale Hinwendung zum Volk" vollziehen.
Attacken gegen ÖVP und SPÖ
Heftige Angriffe und Spott hatte der FPÖ-Chef für die politische Konkurrenz übrig. Er stehe als künftiger "Volkskanzler" dem "Systemkanzler" Karl Nehammer (ÖVP) gegenüber. "Ich werde ein Bundeskanzler sein, der sich um die Bürger kümmert, und nicht um die Burger", spielte er auf das umstrittene Nehammer-Video an. "Ich kenne ihn: So ist er", meinte Kickl zu den dortigen Kanzler-Aussagen. Der "Grad an intellektueller und moralischer Verwahrlosung" habe bei der ÖVP bedenkliche Ausmaße erreicht: "Wenn Leopold Figl nicht schon tot wäre, würde er spätestens jetzt sterben, aus lauter Gram darüber, was aus seiner ÖVP geworden ist."
Nicht fiel besser weg kam SPÖ-Chef Andreas Babler, dieser "Bussi-Bär der linken Schickeria", weg: "Und hinter dem Bussi-Bär transportiert er die abscheuliche Ideologie des Marxismus. Und hat in seinem Büro eine Lenin-Büste stehen."
Die FPÖ porträtierte Kickl als eine Partei der Mitte, der "normalen Bevölkerung", die nicht rechtsextrem sei, dafür aber "meistens recht" habe. So etwa bei dem "Corona-Wahnsinn", dem man mit ihm als "Volkskanzler" der "größten Untersuchung und Wiedergutmachung" zuführen werde. Jene die den "schwedischen Weg" nicht hätten wollen, könnte dafür durchaus die "schwedischen Gardinen" kennenlernen.
Thema Migration
Die FPÖ sei eine "Dafür-Partei", keine "Dagegen-Partei". Sie stehe als Einzige für die "Familie, Eigentum, Leistung, die sich lohnt, sprachliche und kulturelle Identität, Heimatliebe, Freiheit und Selbstbestimmung." "Zuerst die Familie - und dann erst der Staat" - das sei freiheitliche Maxime, während sich die einstige Familienpartei ÖVP selbst aufgegeben habe. Kickl wandte sich gegen die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Beziehungen mit der Familie aus Mann, Frau und Kindern: "Wenn man alles zur Beliebigkeit erklärt, bleibt von einer Gesellschaft nix übrig. Alles nur mehr verrückt."
Im Bereich Migration propagierte Kickl einmal mehr das "No way" nach australischem Vorbild. Die Freiheitlichen würden als einzige für die sprachliche und kulturelle Identität eintreten, die "Massenzuwanderung" würde die geistige Ebene von Staat und Gesellschaft gefährden und zerstören.
Die "Einpeitscher" für Kickl gaben übrigens FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz und der Innsbrucker Vizebürgermeister und Bürgermeisterkandidat Markus Lassenberger. Ersterer nannte Lassenberger den "künftigen Bürgermeister von Innsbruck". Dieser werde diesen "grünen Chaos-Vogel, der ganz Innsbruck ins Chaos stürzt", aus dem Amt treiben, meinte Schnedlitz in Anspielung auf Stadtchef Georg Willi. FPÖ-Landesparteichef Markus Abwerzger war am Donnerstag wegen einer kurzfristigen Erkrankung verhindert.