Faßmann will Ethik-Unterricht in allen Schulstufen
Von Bernhard Gaul
Immer mehr Schüler melden sich vom Religionsunterricht ab – und haben so eine Freistunde.
Schon lange gibt es Überlegungen, ob nicht ein Ethikunterricht an Schulen ein sinnvoller Ersatz wäre.
Die Ethik beschäftigt sich mit dem menschlichen Handeln, und behandelt Fragen zu Moral, Werten und Tugenden.
„Verpflichtender Ethikunterricht für alle, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen“ – so steht es auch im türkis-blauen Regierungsprogramm.
Aber welche Fragen sollen in einem Ethik-Unterricht in der Schule behandelt werden – und wer soll von wem unterrichtet werden?
Der Religionsethiker Matthias Beck hat an dieser Stelle zuletzt im KURIER erklärt, dass er für einen Ethikunterricht für alle Schulstufen plädiert – parallel zum Religionsunterricht.
Für alle Schulstufen? Ethik für Volksschüler – was soll man da lernen? „Alltagsfragen. Wie es dir geht, wenn ich dir deinen Stift wegnehme? Was macht das mit dir, wenn du lügst? Oder was fühlst du, wenn du über andere schlecht redest?“, erklärte Beck.
Bildungsminister Heinz Faßmann lässt gerade in seinem Haus alle Möglichkeiten prüfen.
Ein guter Einstieg wäre für ihn in der Sekundarstufe 2, also in der AHS-Oberstufe. Von dort sollte es über die Sekundarstufe 1 schrittweise hinuntergehen, letztlich kann er sich inzwischen auch Ethik in der Volksschule vorstellen – denn auch für Volksschüler sei das Unterrichtsfach sinnvoll – „zur Gewaltprävention und auch um eine Ethik im Internet zu erlernen“, erklärt der Minister.
Eventuell gelinge eine Umsetzung noch in diesem Schuljahr, vorgesehen ist jedenfalls, dass der Ethikunterricht ab dem kommenden Schuljahr 2019/2020 umgesetzt wird.
Die Kosten für einen Ethikunterricht nur für die Oberstufe liegen bei rund 50 MiIllionen Euro. Faßmann erklärte in der Tiroler Tageszeitung, dass er „für den Einstieg“ mit seinem Budget durchkomme, „längerfristig, wenn es den Unterricht von der Sekundarstufe 2 bis zur Volksschule geben soll, werde ich zusätzliches brauchen“.
An einigen Schulen wird ein Ethikunterricht jetzt schon – als Schulversuch – durchgeführt. Dort sind alle Kinder, die sich von der Religion abmelden, verpflichtet, das Ethik-Fach zu besuchen – die Rückmeldungen seien bisher gut.
Woher die Lehrer nehmen?
Bleibt nur noch die Frage, wer Ethik unterrichten soll. „Derzeit ist das kein Lehrfach“, erklärt Faßmann, „wer immer das unterrichten will, braucht also eine Zusatzausbildung. Diese steht natürlich auch den Religionslehrern offen.“
Der Minister will aber keinesfalls Ethik in den Schulen parallel zum Religionsunterricht anbieten – „um keine Konkurrenzsituation zu bekommen.“
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