Österreich eine Bahnfahrernation - stimmt das?
Im Puls4-Duell mit Werner Kogler hat ÖVP-Chef Sebastian Kurz erklärt, Österreich liege "bei der Bahnnutzung ziemlich an der Spitze in Europa" und auch im Bereich der Investitionen in den öffentlichen Verkehr habe sich "ziemlich viel getan". Stimmt das?
Ja
In Sachen Zugfahren ist Österreich tatsächlich ganz weit vorne - nicht nur in Europa, sondern auch weltweit. Laut der Bahnregulierungsbehörde Schienen Control (Bericht 2018) fahren die Österreicher im Schnitt 1435 Kilometer pro Jahr. Das ist Spitzenwert in der EU vor Frankreich (1419 km) und Schweden (1317 km). In Europa fahren nur die Schweizer noch mehr mit der Bahn - und zwar deutlich mehr. Die Eidgenossen fahren pro Jahr 2459 Kilometer mit der Bahn. Auch die Japaner liegen mit über 2000 Kilometern vor Österreich.
Bei der Häufigkeit der Bahnnutzung ist Japan Weltspitze: Japaner besteigen laut Statistik des Internationalen Eisenbahnverbandes (2015) 72 mal pro Jahr einen Zug. Die Schweizer 59 mal, gefolgt von Luxemburg (40), Dänemark (34) und Österreich (29).
Aber
Gerade der Blick auf die Schweiz zeigt, dass hier viel Luft nach oben ist. Topographisch sind die beiden Alpenländer vergleichbar. Allerdings fällt auf, dass in der Schweiz das Streckennetz deutlich dichter ist: In Österreich kommen auf 100 Quadratkilometer 6,74 Kilometer Eisenbahn. In der Schweiz sind es mit 12,89 Kilometern fast doppelt so viele.
Ein Aber gibt es auch in Sachen Investitionen: Laut dem schweizerischen Informationsdienst für den öffentlichen Verkehr Litra fließen in Österreich 77 Prozent der Infrastrukturinvestitionen in die Bahn. Dieser Anteil ist nur in Slowenien (79 Prozent) noch höher. Allerdings betragen in Österreich die Investitionen in die Transportinfrastruktur nur sechs Prozent des BIP. Niedriger ist dieser Wert nur in Belgien, Italien und Portugal.