Industrie will Technik an Schulen forcieren
Von Bernhard Gaul
Die Einkommen sind gut bis sehr gut, die Chancen am Arbeitsmarkt bestens, doch immer öfter können Fachkräfte in technischen Berufen nicht nachbesetzt werden, klagt die Industriellenvereinigung (IV). Und weil ihrer Meinung nach die Politik auf die seit Langem bestehenden Probleme nicht ausreichend reagiert hat, legt die Industriellenvereinigung nun ein Schulunterrichtskonzept vor, das sich auf „MINT-Fächer“ (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) konzentriert.
„Arbeitsplätze gibt es mehr als genug – was Österreich fehlt, ist qualifiziertes und gut ausgebildetes Personal. Für jeden fünften bis sechsten neu ausgeschriebenen MINT-Job gibt es keine Bewerberinnen oder Bewerber“, sagt IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.
Als Lösung schlägt die IV das Unterrichtskonzept „MINT 2020“ vor, das gemeinsam mit Experten der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt entwickelt worden ist. „Es liegt an uns, die Schüler für diese Fächer zu begeistern“, erklärt Neumayer die Beweggründe der IV.
Konkret sieht das Konzept 12 Arbeitsschritte vor: etwa adaptierte Lehrpläne – inklusive Frühförderung in Kindergärten – mit Schwerpunkt auf MINT-Fächer. An Schulen sollen neue Unterrichtsfächer wie „Wissenschaft und Technologie“ und ein grundlegend überarbeiteter Werkunterricht – bis hin zu mehrwöchigem Projektunterricht – eingeführt werden. Dazu brauche es eine finanzielle Verbesserungen des Technik-Unterrichts. Vorgeschlagen wird auch eine verbesserte Aus- und Fortbildung der Lehrer.
Als Sofortmaßnahme schlägt Neumayer Pilotprojekte an etwa 20 Schulen vor. Die Projekte sollten dann rasch evaluiert werden und – sofern erfolgreich – flächendeckend umgesetzt werden.
Im Bildungsministerium von Ministerin Claudia Schmied zeigt man sich gesprächsbereit, auch wenn die generelle Kritik nicht zutreffe: „Von einer Vernachlässigung der MINT-Fächer zu sprechen, wäre schlichtweg falsch“, heißt es aus Schmieds Büro. Tagtäglich gingen im Ministerium Interventionen ein, bestimmte Fächergruppen in das Blickfeld zu rücken. Außerdem seien bereits gesetzte Maßnahmen ohnehin erfolgreich: Durch die gezielte Förderung der Schüler in den MINT-Fächern sei an den Universitäten bereits ein regelrechter Boom bei den MINT-Studienrichtungen entstanden.