Politik/Inland

EU-Wahl: Strache rechnet mit Verdoppelung

Palmen, dazwischen rot-weiß-rote Fahnen, Bier, Bratwürste, und auf der Bühne die John-Otti-Band, die stundenlang Schlager spielt, die man stehend auf einer Bierbank hört: Willkommen beim Neujahrstreffen der FPÖ, willkommen in Vösendorf.

Am Samstag luden die Freiheitlichen in die gläserne Event-Pyramide, um in das politische Jahr zu starten. 2014 bietet nebst der bereits laufenden AK-Wahl nur einen österreichweiten Urnen-Gang von Interesse – die Europa-Wahl. Und so war es nicht groß verwunderlich, dass Parteichef Heinz-Christian Strache die gestrige Veranstaltung ganz auf den 25. Mai ausrichtete.

Unfähige Koalition

Inhaltlich gab es wenig Neues: Strache geißelt die Globalisierung und die EU („Wir wollen eine Regionalisierung und Föderalisierung Europas“); er gibt SPÖ und Grünen die Verantwortung an den jüngsten Ausschreitungen bei einer Demonstration in Wien (siehe Chronik-Teil); und er zetert gegen die „völlig unfähige“ Große Koalition, die bei der EU-Wahl einen „Denkzettel“ verdient habe.

Besonders oft im Visier hat Strache erwartungsgemäß den designierten SPÖ-Spitzenkandidaten Eugen Freund. Der „Nadelstreifsozialist“ habe schnell bewiesen, dass er „völlig abgehoben“ sei – wie sonst sei zu erklären, dass Freund nicht wisse, was ein durchschnittlicher Österreicher verdiene?

Straches Pointen kommen nicht ganz so gut an wie die Schlagerparade der Otti-Mannen. Als der FPÖ-Chef SPÖ-Kandidat Freund in ein Wortspiel einbaut („Der ist ein Querschläger, kein Quereinsteiger“) bleibt der Applaus eher mäßig. Nicht viel besser wird’s, als er den jungen ÖVP-Minister Sebastian Kurz verlacht („Der hat seinen Außenminister wohl übers Wochenende beim Humboldt gemacht“).

So richtig in Fahrt gerät die Menge erst, als Strache über Kanzler Faymann und die rot-grüne Stadtregierung herzieht und ankündigt, er könnte in Wien wieder als FPÖ-Bürgermeisterkandidat antreten.

Auffallend ist an diesem Samstag, wie sicher Strache ist, dass die Blauen bei der Europa-Wahl das 2009er-Ergebnis (12,7 Prozent) verdoppeln. Der FPÖ-Chef spricht von fünf, wenn nicht sogar sechs Mandaten – 2009 hatten die Blauen noch zwei.

„Wir müssen über die 30 Prozent kommen.“


Und im Unterschied zur Nationalratswahl, bei der er nur „in Richtung 30 Prozent“ gehen wollte, ventilierte der braun-gebrannte Parteiboss am Samstag selbstbewusst: „Wir müssen über die 30 Prozent kommen.“

Bei der EU-Wahl gilt das als illusorisch. EU-Kritiker bleiben am Wahltag erfahrungsgemäß zu Hause, zuletzt lag die Wahlbeteiligung bei nur 46 Prozent. Wohl nicht zuletzt deshalb richtete Strache gestern einen scharfen Appell an mögliche Wahl-Verweigerer: „Wer daheim bleibt, ist Mittäter. Für den gilt dann fünf Jahre lang ein Schimpf-Verbot.“