Politik/Inland

Entlastendes Gutachten zu Strahlenunfall

Es gilt als der größte Strahlen-Zwischenfall, den es je in Österreich gegeben hat: Im Frühjahr 2013 wurden zwei Personen beim Verpacken von radioaktivem Americium 241 an der "Alten Chemie" der Universität Innsbruck verstrahlt. Das Material sollte im Nuclear Engineering Seibersdorf (NES) in Niederösterreich entsorgt werden. Dort wurden beim Hantieren mit der Substanz ebenfalls zwei Mitarbeiter verstrahlt.

Die rechtliche Verantwortung für die Vorfälle ist bis heute nicht geklärt. Die Ermittlungen laufen seit mehr als zwei Jahren. Eine der zentralen Fragen lautete: Wird es zu einer Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung kommen? Als mögliche Beschuldigte werden die vier verstrahlten Personen geführt. Ungeklärt war bisher allerdings, ob die Betroffenen überhaupt Folgeschäden erlitten.

Der Staatsanwaltschaft Innsbruck liegt nun endlich das Gutachten eines Nuklearmediziners vor, dass laut Behördensprecher Hansjörg Mayr zu dem Schluss kommt, dass "es wenn überhaupt, nur zu einer geringfügigen Schädigung gekommen ist, die aber strafrechtlich nicht relevant ist".

Weitere Erhebungen

Während eine Anklage wegen Körperverletzung damit vom Tisch ist, wird weiter wegen fahrlässiger Gefährdung durch Kernenergie und fahrlässigen Umgangs mit Kernmaterial ermittelt, wie Mayr erklärt: "Es müssen noch weitere Unterlagen eingeholt und überprüft werden."

Dass sich das Verfahren nun bereits derart lange zieht, wird vor allem mit der schwierigen Suche nach einem Gutachter erklärt. Bei einem der in Innsbruck verstrahlten Experten handelt es sich um einen Uni-Professor, der als Koryphäe im Strahlenschutz gilt. Und damit allen anderen Experten bestens bekannt ist. Ein bereits im Vorjahr bestellter Gutachter teilte im März dieses Jahres mit, dass er kein Gutachten erstellen werde. Ein neuer Experte musste gesucht werden.

Die Universität Innsbruck und die NES haben sich indes zu möglichen Schadenersatzansprüchen längst hinter den Kulissen geeinigt, nachdem sie sich zuerst gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben wollten. In Seibersdorf musste eine kontaminierte Halle monatelang gesperrt werden. Sogar der Abriss stand im Raum.