Hoffnungsträgerin der VP verblüfft mit abruptem Rücktritt
Am Schluss überwog doch die Emotion: Kristina Edlinger-Ploder kämpfte mit den Tränen, beobachtet von Fotografen und Kameraleuten, die den kurzen Moment dutzendfach festhielten.
Zuvor versuchte die ÖVP-Politikerin 35 Minuten lang, ihren plötzlichen Rückzug aus der steirischen Landesregierung rein sachlich zu begründen. "Mir war klar, dass ich in diesem Beruf nicht in Pension gehe." Weil nun aber Strategie- und Budgetentscheidungungen über das Wahljahr 2015 hinaus anstünden, ziehe sie sich bereits am 10. März zurück und nicht erst nach der kommenden Landtagswahl.
Ihr Nachfolger als Landesrat ist der scharfzüngige ÖVP-Klubobmann im Landtag Christopher Drexler. Seinen Platz übernimmt die 34-jährige Wirtschaftsbündlerin Barbara Eibinger.
Landesparteichef Hermann Schützenhöfer behauptet, für ihn käme Edlingers Abgang nicht überraschend. "Sie hat mich in den vergangenen Monaten immer wieder darauf angesprochen. Nur für die Medien war’s abrupt."
Die dem Bund gegenüber vielfach aufmüpfige Steirer-ÖVP gerät somit unter Zugzwang. Mit Edlinger verliert sie ausgerechnet jene Politikerin, die als ministrabel und sogar als potenzielle Erbin Schützenhöfers an der Parteispitze galt. Mit dem Rückzug ist noch ein anderes Szenario erledigt: In diesem galt sie als Nachfolgerin Siegfried Nagls im Grazer Rathaus, sobald der Bürgermeister ins Land wechselt.
Vor elf Jahren avancierte die Juristin und Büroleiterin von Waltraud Klasnic zur Landesrätin. Mit 31 Jahren war sie damals die jüngste Landesrätin Österreichs. "Man hat mich journalistisch betrachtet zuerst als brave Verwalterin gesehen, jetzt verabschiedet man mich als Revoluzzerin", spielt die zweifache Mutter auf ihre vielfach konträre Haltung zur Parteilinie an, etwa bei der Frage der Ganztagsschulen. "Aber beides ist nicht richtig."
Patient Spitalsreform
Ihre Ressorts führten Edlinger-Ploder von Familie, Bildung und Wissenschaft über die Finanzen zum Verkehr bis letztlich – seit 2010 – zu Gesundheit und Spitälern. Ein Bereich, der ihr sehr viel abverlangte. "Es wird gesagt, das Ressort hab’ ich mir nicht ausgesucht. Aber ich hab’ mir kein Ressort je ausgesucht."
Es sei aber "nicht ganz einfach", gesteht die 42-Jährige ein.
Der Gesundheitsbereich bescherte ihr die meisten Probleme ihrer Karriere, fachlich wie politisch: Sparkurs, Spitalsreform, Festhalten am Pflege-Regress. Die von ihr gewünschte Privatisierung des Landeskrankenhauses Graz-West scheiterte, Parteichef Schützenhöfer pfiff die Landesrätin hier öffentlich zurück. Edlinger bleibt ihrer Parteirolle dennoch treu: Nein, es habe keinen Zwist oder innerparteilichen Druck gegeben, dass sie gehen müsse. "Wer hätte mir das sagen sollen?"