E-Fuels statt Benzin und Diesel: Was sie können, was sie kosten
Von Bernhard Gaul
Der Kanzler will auf den Einsatz von grünen E-Fuels setzen. Was sind E-Fuels?
Dabei handelt es sich um tankbare Treibstoffe; wie Benzin und Diesel können diese in Verbrennungsmotoren verwendet (verbrannt) werden. E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe, die aus Wasserstoff und Kohlenstoff in chemisch aufwändigen Verfahren erzeugt werden. Wenn der benötigte Kohlenstoff auch noch aus der Luft geholt wird (CO2), gelten die E-Fuels als klimaneutral – zwar kommt aus den Abgasanlagen weiterhin CO2, da dieses aber zuvor aus der Luft, und nicht aus fossilen Energieträgern geholt wurde, kann man von einem grünen Energieträger sprechen.
Wenn grüne E-Fuels so toll und klimaschonend sind, warum kann ich die nicht jetzt schon tanken?
Um E-Fuels zu erzeugen, braucht man sehr viel Energie in Form von Strom. Für grüne E-Fuels braucht man noch mehr Strom. Das macht E-Fuels wahrscheinlich sehr teuer – wahrscheinlich deshalb, weil es derzeit keine E-Fuels am Markt zu kaufen gibt. Öl war und ist einfach billiger.
Wurden E-Fuels schon eingesetzt?
Tatsächlich hatte das südafrikanische Regime während der Apartheid mehrere E-Fuel-Anlagen, da sie nur sehr eingeschränkt Erdöl importieren konnten. Die Basis dieser E-Fuels war aber der Kohlenstoff aus Kohle, sie würden heute also nicht als „grün“ gelten. Auch das Dritte Reich produzierte während des Zweiten Weltkriegs an mehreren Standorten in Deutschland E-Fuels für Flugzeuge und Panzer.
Woher sollen die österreichischen E-Fuels herkommen? Werden sie hier produziert werden können?
Nein, das behauptet auch niemand. Derzeit bauen alle EU-Staaten in unterschiedlicher Geschwindigkeit die Erneuerbare Energieproduktion, vor allem Windkraft, Photovoltaik und Wasserkraft, massiv aus, um zuerst einmal den Strom ohne Einsatz von Erdöl oder Erdgas produzieren zu können. Die E-Fuel-Produktion soll viel mehr in jenen Staaten erfolgen, die sehr viel und sehr konstant Wind- und Sonnenstrom erzeugen können. Genannt werden da immer Nordafrika und Südamerika, auch Australien soll ein geeigneter Standort sein.
Sind denn dort große E-Fuel-Werke geplant?
Nein. Das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hat zu den E-Fuels den aktuellen Stand und Projektionen bis 2035 genau unter die Lupe genommen. Fazit der Forscher: „Bis 2035 sind derzeit etwa 60 neue E-Fuel-Projekte angekündigt, von denen nur etwa 1 Prozent mit einer finalen Investitionsentscheidung gesichert sind. Alle diese weltweiten Projekte entsprechen zusammen nur etwa 10 Prozent des unverzichtbaren E-Fuel-Bedarfs Deutschlands (Flugverkehr, Schiffsverkehr und Chemie).“ Was so viel heißt wie: Österreich könnte ab 2035 nur noch mit E-Fuels unterwegs sein – wenn wir alle dann weltweit produzierten E-Fuels aufkaufen.
Warum ist 2035 ein wichtiges Datum für E-Fuels?
Ab dann dürfen nur noch Pkw neu zugelassen werden, die klimaneutral sind. Sie dürften aber, nach Intervention Deutschlands, auch mit E-Fuels betrieben werden, sofern diese klimaneutral erzeugt wurden. Diese Intervention Deutschlands hat auch die ÖVP unterstützt.
Wird Österreich also E-Fuels brauchen?
Ja, sagen sogar die Grünen. Sie schränken aber ein, dass wir nicht annähernd ausreichend E-Fuels produzieren werden können, um Öl zu ersetzen. Vielmehr sollten sie dort eingesetzt werden, wo man nur sehr schwer auf die Verbrenner oder Erdöl verzichten kann: Konkret gemeint sind damit die Schifffahrt, die Flugzeugindustrie, aber auch Teile der Industrie.
Was kosten E-Fuels?
Beim Probewerk von Porsche in Chile sind die Startkosten bei etwa 50 Euro pro Liter. Die Industrie hofft bis 2035, E-Fuels um 1 bis 2 Euro pro Liter produzieren zu können (vor Steuer). B. Gaul