Politik/Inland

Digitalisierung: „Seniorenkurse starten nächste Woche“

KURIER: Sie waren vor wenigen Wochen in Singapur und Hongkong: Was kann Österreich von den Ländern lernen?

Margarete Schramböck: Besonders beeindruckt haben mich der Mut und die Offenheit Innovationen gegenüber. Da können wir uns in Österreich sicher etwas abschauen. Gleichzeitig haben wir ganz andere, viel höhere Maßstäbe im Bereich der Datensicherheit. Wenn wir den Mut, die Freude und die Freiheit an neuen Technologien mit unseren Daten- und Konsumentenschutzrichtlinien verknüpfen, dann haben wir sicher einen Wettbewerbsvorteil.

Drei von vier Lehrern fühlen sich laut OGM-Umfrage schlecht auf die Digitalisierung vorbereitet, jeder fünfte Lehrer unter 30 Jahren gibt an, dass Digitalisierung in der Lehrerausbildung eine zu geringe Rolle spielt hat. Was kann der Staat, was können Sie als Digitalministerin dem entgegensetzen?

In der Vergangenheit wurden sicher Fehler gemacht: Wir haben weder den notwendigen Internetzugang noch die nötige Hard- oder Software in Schulen noch ausreichend Ausbildungsmöglichkeiten. Die Versäumnisse werden wir jetzt mit dem digitalen Bildungsplan aufholen. Wir müssen bei der Digitalisierung aber alle mitnehmen: Die, die jung sind, jene im Arbeitsleben und jene, die nicht mehr arbeiten. Deshalb haben wir den Pakt für digitale Kompetenz ins Leben gerufen.

Was verstehen Sie unter digitaler Kompetenz?

Das geht weit über das Bedienen eines Handys oder Tablets hinaus. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wir hatten gerade im Ministerium den Kids-Day. An mehreren Stationen konnten die Kinder Technik ausprobieren, beispielsweise einen Käfer, den sie selbst programmieren mussten, damit er zwei Schritte gerade aus und dann drei Schritte nach rechts geht. Oder eine Pflanze, die mittels einer Diode regelmäßig mit Wasser versorgt wird. Das ist das Internet der Dinge, das ist digitale Kompetenz. Die Anwendung, Planung und Umsetzung von Digitalisierung erlebbar machen.

Wie wollen Sie Österreichern digitale Kompetenz näherbringen, die noch einen Vierteltelefonanschluss kennen und mit analogem Fernsehen sozialisiert wurden und nicht mehr in Ausbildung oder im Arbeitsleben sind?

Auch ich gehöre zu jenen, die mit dem Vierteltelefon aufgewachsen sind. Wir müssen allen den Weg in die digitale Welt ermöglichen und sie auf diesem Weg begleiten. Auch und insbesondere die ältere Generation, die Menschen ab 60 Jahren und älter. Wir werden Kurse anbieten, mit denen wir bis Jahresende österreichweit 1000 Menschen erreichen wollen. Ab 2019 soll es die Möglichkeit geben, in jedem Bezirk, jede Woche kostenfrei einen solchen Kurs zu besuchen, in dem in gemütlicher Kaffeehaus ähnlicher Atmosphäre erklärt wird, wie, was womöglich für mich nützlich sein könnte.

Manche Menschen überfordert der technische Fortschritt ob Handy, Online Check-In am Flughafen oder Ticketautomat am Bahnhof.

Wir möchten hier mit dem WIFI und anderen Institutionen zusammenarbeiten. Für die angebotenen Kurse braucht ein Interessierter gar kein Vorwissen. Die Initiative „Fit4Internet“ ist für jede und jeden, auch für Wiedereinsteiger ins Berufsleben, geeignet. Wir beginnen mit der mobilen Welt also mit tragbaren Geräten und nicht in einem Computerraum. Deshalb können wir die Kurse überall machen.

Was kostet Ihre Initiative „Fit4Internet“?

Wir haben das große Glück, eine Plattform gegründet zu haben, die von verschiedenen Unternehmen, Institutionen und uns als Ministerium getragen wird. Die Unternehmen haben ein großes Interesse, dass sie unterstützend wirken – egal ob mittels finanzieller Leistung oder Sachleistungen. Viele Dinge gibt es bereits – nur nicht österreichweit.

Was hat ein Unternehmen davon, sich bei der Initiative zu engagieren?

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wir haben bereits mehrere Partner an Bord, unter anderem den österreichischen Mobiltelefonhersteller Emporia aus Linz. Emporia stellt Geräte für jene her, die damit ausschließlich telefonieren und keine Multimediafunktionen haben wollen. Sie haben umfangreiche Trainingsunterlagen und die Hardware, wir können diese über die Plattform österreichweit anbieten und das Feedback wiederum an den Hersteller zurückgeben, um Trainings und Technik laufend zu optimieren.

Lässt sich das Ziel Ihrer Initiative bemessen?

Wir wollen nächste Woche mit den Seniorenkursen starten, Ende des Jahres 1000 Menschen erreicht haben und ab nächstem Jahr wäre es mein Wunsch, dass österreichweit an mindestens 100 Orten vier Trainings pro Bezirk und Monat abgehalten werden. In einem nächsten Schritt wollen wir, dass vor allem Mitarbeiter von mittleren Unternehmen in Tests herausfinden können, welche digitalen Fähigkeiten sie bereits haben und wo sie Schulungen brauchen, die wir dann wieder über die Plattform zur Verfügung stellen können.