„Die Parteien füttern die Online-Giganten“
970.000 Euro gaben die österreichischen Parteien seit März für Facebook-Werbung aus, 450.000 für Google-Werbung. Und das war erst der Europawahlkampf. Für die Nationalratswahl im Herbst rechnen Beobachter mit deutlich höheren Ausgaben für Online-Werbung.
Konkrete Zahlen nennt bislang keine Partei. Noch steckt man mitten in den Vorbereitungen und Planungen für die kommenden Kampagnen. „Es steht noch nicht einmal der Wahltermin fest“, heißt es dazu aus der ÖVP (wobei sich SPÖ und FPÖ auf den 29. September geeinigt haben). Aber klarerweise werde man auf einen Kommunikationsmix setzen, der auch die sozialen Medien umfasst.
Ebenfalls erst „in Vorbereitung“ ist die SPÖ, Facebook und Co. seien heute aber „state of the art“, so eine Sprecherin – auch wenn die SPÖ im EU-Wahlkampf massiv Stimmung gegen die amerikanischen Online-Giganten und deren geringe Steuerleistung gemacht hat.
Zwei paar Schuhe
Für FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker sind das „zwei paar Schuhe“: Natürlich gehe es darum, die Steuervorteile der Großkonzerne im Onlinebereich zu verringern (hier hofft Hafenecker noch immer auf das bereits ausgehandelte Digitalsteuerpaket, das aufgrund der Regierungsumbildung nicht mehr finalisiert wurde). Andererseits könne heutzutage keine Partei in Österreich auf Online-Werbung verzichten. Was den finanziellen Umfang im Nationalratswahlkampf angeht, hielt sich der FPÖ-General bedeckt: „Man muss sich am Ende nach der budgetären Decke strecken.“ Außerdem müsse man erst den EU-Wahlkampf analysieren.
Bei den Neos wird das Wahlkampfbudget bei der Mitgliederversammlung am Donnerstag oder Freitag beschlossen. Es werde „ähnlich sein wie der EU-Wahlkampf, eher etwas höher“, sagt ein Sprecher zum KURIER. Wie viel die pinke EU-Kampagne am Ende gekostet hat, wird aber erst in rund zehn Tagen feststehen. Was die kommende Kampagne angeht, sei man erst in der Grobplanung.
Wenn die Parteien schon für die EU-Wahl fast 1,5 Millionen Euro für Online-Werbung ausgegeben haben, dann – sagen Beobachter – werden es im Nationalratswahlkampf bis zu drei Millionen.
Heimische Alternativen
„Es wird auf jeden Fall steigen“, sagt Eugen Schmidt von der Kommunikationsberatungsagentur AboutMedia und Leiter des „Online-Vermarkterkreis Austria“. Er sieht dabei einen „starken Widerspruch zwischen dem, wie sich die Parteien positionieren, und dem, was sie tun“, wie er zum KURIER sagt. Auf der einen Seite würden die „digital giants“ wegen ihrer Steuervorteile angegriffen, „gleichzeitig werden sie gefüttert“.
Aber gibt es überhaupt Alternativen zu den amerikanischen Platzhirschen? „Für jedes internationale Angebot gibt es österreichische Alternativen“, sagt Schmidt. Es gebe genügend heimische Medien, über die man sich vermarkten könne. „In einem sicheren Umfeld, mit guter Platzierung, um die Zielgruppen genau zu erreichen.“