Politik/Inland

Der Abschied des Einsatzchefs des Bundesheeres

Generalleutnant Christian Segur-Cabanac, der Einsatzchef des Bundesheeres, geht in Pension. Nach 46 Dienstjahren kann er sehr viel erzählen – vom Kalten Krieg bis zu den ersten Afrika-Einsätzen. Nur zur Ära des Ministers Norbert Darabos, SPÖ, wird man von ihm nichts erfahren. Da schweigt der 65-jährige General eisern.

Dass das Bundesheer keine reine Ausbildungsarmee ist, erfuhr Segur-Cabanac schon als junger Militärakademiker im Jahr 1968 während der CSSR-Krise. Da saß er plötzlich mit einem scharf geladenen Maschinengewehr auf dem Flugfeld in Wiener Neustadt, um dieses gegen allfällig angreifende sowjetische Luftlandetruppen zu verteidigen.

Später musste Segur-Cabanac Österreich gegen den drohenden Durchmarsch sowjetischer Divisionen verbunkern. Etwa die Hälfte der insgesamt 500 einbetonierten Panzertürme erkundete er eigenhändig.

Es war allerdings verboten, „Kunstbauten mit einer Ausdehnung von mehr als 60 Meter“ zur Sprengung vorzubereiten. Dadurch waren die Donaubrücken unantastbar. Die Lösung: „So haben wir halt die Auffahrten zu den Brücken zur Sprengung vorbereitet.“

Das Bundesheer nur auf den befürchteten „großen Krieg“ vorzubereiten, schien Segur-Cabanac zu wenig. Er erfand den „Friedensnutzen“. Er meinte damit die Schaffung von gut ausgebildeten präsenten Kräften innerhalb der Ausbildungsstrukturen. Das bewährte sich beim Einsatz an der slowenischen Grenze 1991. „Mit einer Mobilmachung hätten wir damals Teile der Wirtschaft lahm gelegt.“ Der Einsatz konnte mit Rekruten abgewickelt werden. Zu m „Friedensnutzen“ gehörten auch Erdbebeneinsätze wie in Leninakan in der damaligen Sowjetunion durch die ABC-Abwehrschule oder die Sicherung eines Flüchtlingslagers in Albanien.

Mit seinen präsenten Kräften geriet Segur-Cabanac bei den Miliz-Chefs in Verdacht, ein Berufsarmeebefürworter zu sein. Was er aber heftig dementiert.

Zwischen den Fronten

Vollends zwischen die Fronten geriet der nunmehrige Einsatzchef Segur-Cabanac durch den Berufsarmee-Vorstoß von Norbert Darabos. Segur-Cabanac zog durch die Lande, um in Vorträgen und Interviews für die Wehrpflicht zu werben.

Aber einen offenen Aufstand gegen den Ressortchef verbot ihm das Selbstverständnis seines alten Militäradels. Denn Segur-Cabanac stammt aus einer Familie, die bereits auf mehr als 1100 Jahre Militärgeschichte zurückblicken kann. Seine Zurückhaltung brachte ihm Misstrauen von beiden Seiten ein.

Die Einsatzsektion sieht Segur-Cabanac bei seinem Nachfolger Karl Schmidseder in den besten Händen. Der habe unter seiner Anleitung das „Geschäft“ von der Pieke auf gelernt und auch bereits gefährliche Einsätze geleitet.

Das einzige Geheimnis des Generals auf dem Weg in die Pension bleiben seine Erfahrungen mit Norbert Darabos. Die Gründe für sein eisernes Schweigen erklärte er in seiner Abschiedsrede: „Meine Auffassung von Loyalität und meine gute Erziehung.“