Das Hohe Haus zieht um
Von Maria Kern
Auf dem Heldenplatz, gleich hinter dem Erzherzog-Karl-Denkmal, wo sonst gerne Touristen flanieren, wird fleißig gehämmert, gebohrt und geschraubt. Zwei kubusartige Häuser werden hier errichtet. Ein drittes Gebäude – detto in Holzkasten-Bauweise – ist im Bibliothekshof der Hofburg im Entstehen. Am 19. Jänner ist "Gleichenfeier". Im Frühjahr werden die Häuser fertig gestellt, im Sommer die mehr als 11.000 Quadratmeter bezogen – von Mandataren und Mitarbeitern des Hohen Hauses.
Denn das Parlament wird ab Sommer 2017 generalsaniert – ein dringend nötiges Vorhaben. Das Bauwerk von Theophil Hansen entspricht längst nicht mehr den neuesten Vorschriften. "In einem 130 Jahre alten Gebäude entstehen über die Jahrzehnte Mängel und Schäden, die wir beseitigen müssen", sagt Vize-Parlamentsdirektor Alexis Wintoniak. Drei Jahre wird der Um- und Ausbau dauern, ehe das Zentrum der Demokratie in neuem Glanz erstrahlen und den technischen Erfordernissen unserer Zeit entsprechen wird.
Derweil müssen die Hofburg, die erwähnten Holz-Pavillons sowie einige Büroflächen in der Umgebung als Ausweichquartiere dienen. 700 Arbeitsplätze werden in der Sommerpause umgesiedelt.
Dafür müssen 700 Tische, 1700 Stühle, mehr als 1400 Schränke ortsverändert werden. Die Kosten für das Mega-Projekt, also für die Generalsanierung und die Übersiedlung, belaufen sich auf rund 400 Millionen Euro.
Redouten-Plenar-Saal
Die Plenarsitzungen werden ab September 2017 im Redoutensaal der Hofburg abgehalten. Auch der Bundesrat wird drei Jahre lang dort tagen.
Nicht nur die Parlamentsmitarbeiter müssen das altehrwürdige Gebäude am Ring vorübergehend verlassen. Führungen sind während der Umbauphase naturgemäß auch nicht möglich.
Um vor allem den rund 40.000 Kindern und Jugendlichen, die jährlich das Hohe Haus besuchen, weiterhin nahezubringen, was die Aufgaben eines Parlaments sind, wird ab Februar eine "Wanderpräsentation" unter dem Titel "Demokratie in Bewegung – das Parlament kommt zu Dir" durch Schulen touren. Wandern wird auch die beliebte Demokratie-Werkstatt – allerdings nur vom Palais Epstein in einen der Pavillons auf dem Heldenplatz.
Generalsanierung 2020
Interessierte werden freilich auch die Plenarsitzungen in der Hofburg besuchen können. Dort wird es aber weit weniger zu sehen geben, als im Haus am Ring.
Ab- und Aufbau
Und was passiert mit den provisorisch errichteten Holz-Pavillons, die auf dem Heldenplatz und im Bibliothekshof stehen?
Die Gebäude, die im Baukastensystem errichtet werden, können jederzeit ab- und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden. "Daraus könnte man etwa 80 Einfamilienhäuser oder neun Kindergärten errichten", erläutert Wintoniak. Es gebe schon Interessenten für eine Weiterverwertung der Baukonstruktionen, "aber es ist noch nichts entschieden".