Politik/Inland

Petrikovics: "Hochegger war der richtige Mann"

Er sei "ein Bote" gewesen, sagte Karl Petrikovics heute im Großen Schwurgerichtssaal. Er habe die Information, die er vom Lobbyisten Peter Hochegger erhalten hat, einfach an die Raiffeisen Oberösterreich weitergeleitet. "Aber Nutznießer waren Sie auch", entgegnete die Richterin Marion Hohenecker. Ja, das auch, sagte Petrikovics.

Bei der Information handelte es sich natürlich um das Buwog-Gebot der Konkurrenz, die berühmten 960 Millionen Euro. Wie die Geschichte weiterging, ist bekannt: Immofinanz und Raiffeisen OÖ boten verdächtig genau 961 Millionen Euro. Damals habe er das für einen Zufall gehalten, die Berechnungen hätten sich wohl geähnelt, gab Petrikovics an. Heute denkt er nicht mehr so.

Dass das knappe Rennen jedenfalls kein Zufall war, ist Faktum. Um die Hintergründe geht es auch am kurzen 12. Tag des Riesenprozesses, der heute nur bis 13 Uhr angesetzt war. Der Sitzungskalender wurde außerdem gleich bis Oktober festgelegt. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass er noch länger dauern wird.

Wer ist der Informant?

Die große Frage, wer die geheime Information über das Höchstgebot für die Buwog verraten hat, kam auch heute auf.

Hochegger hätte ihm seine Quelle für die Buwog-Information nicht verraten, sagte Petrikovics heute aus. "Jeder Berater behält seine Quellen für sich." Petrikovics vermutete sie 2004 im Bereich der Bank Austria: "Da werden einige Leute damit beschäftigt gewesen sein." Sie hätte aber auch aus einer den Bund unterstützenden Anwaltskanzlei oder Lehman Brothers stammen können, sagte er heute.

Über Hocheggers Angebot, für Immofinanz/ Raiffeisen im Buwog-Verkauf tätig zu werden, habe er sich jedenfalls gefreut. "Er war der richtige Mann". Weil der Lobbyist ein Erfolgshonorar vorschlug, habe es für Petrikovics "null Risiko gegeben. Kriegen wir nichts, zahlen wir nichts."

Hochegger der "Geheimagent"

Der Aufsichtsrat der Immofinanz habe vom Engagement Hocheggers gewusst, sagte Petrikovics heute, obwohl das in den Protokollen nicht festgehalten wurde.

Dass Hocheggers Involvierung von Petrikovics nicht an die große Glocke gehängt wurde, habe damit zu tun, dass er Hochegger "nicht verbrennen" wollte. "Wenn Leute erfahren, er habe für uns als Scout gearbeitet, dann könnte er für uns nicht wieder arbeiten", sagte Petrikovics.

Richterin: "Weil er auffliegt? Er war eine Art Geheimagent?"

Petrikovics: "Das könnte man so sagen, ja."

Protokolle durchackern

Die Befragung drehte sich heute aber vor allem um Details aus früheren Einvernahmen Petrikovics'. Wie bei Peter Hochegger ging die Richterin die Protokolle Punkt für Punkt durch, um Aussagen nochmal zu bestätigen oder Unterschiede aufzuzeigen. Viel Neues kam dabei nicht zutage. Aus der Einvernahme ging allerdings hervor, dass Petrikovics davon überzeugt ist, dass die Raiffeisenseite rund um den Banker Georg Starzer von der Involvierung Hocheggers gewusst und diese auch (zumindest implizit) abgesegnet habe. Etwas, das bis heute bestritten wird.

>>> Rückschau: Wie stichfest ist Hocheggers Geständnis?

Wir tickern auch kommenden Mittwoch wie gewohnt Live aus dem Großen Schwurgerichtssaal im Grauen Haus in der Josefstadt.

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