Was beim letzten TV-Duell noch zu holen ist
Von Maria Kern
In drei Tagen wird gewählt. Heute Abend findet mit dem letzten TV-Duell im ORF (Kurier.at tickert ab 20 Uhr hier live) der Auftakt zum Endspurt im längsten Hofburg-Wahlkampf aller Zeiten statt. Um 20.15 Uhr empfängt Ingrid Thurnher die beiden Präsidentschaftsanwärter Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer am Küniglberg. Ein letztes Mal werden also vor Fernsehpublikum Argumente ausgetauscht und Unterschiede aufgezeigt.
Was ist bei der letzten Konfrontation für die Kandidaten noch herauszuholen? Wie müssen sie es anlegen, um punkten zu können? Was wird die Zuschauer erwarten? Der KURIER bat zwei Politstrategen um Antworten. Heidi Glück, die ehemalige Sprecherin von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Josef Kalina, der einstige SPÖ-Bundesgeschäftsführer, sagen unisono, viel kann in einer solchen Situation nicht mehr bewegt werden. Die Meinungen seien schon vielfach verfestigt, die Zahl der Unentschlossenen gering.
Keine neuen Themen setzen
"Es geht für die Kandidaten vor allem darum, einen guten Eindruck bei den eigenen Wählern zu hinterlassen, damit diese in ihrer Entscheidung noch einmal bestärkt werden", sagt Glück.
Dass neue Themen gesetzt werden, sei nicht zu erwarten. Das wäre auch falsch, sind sich die Experten einig. "Van der Bellen und Hofer müssen ihre bisherigen Botschaften verstärken und nochmals unterstreichen."
Freundlicher Schwiegersohn
Hofer müsse "den freundlichen Schwiegersohn von nebenan geben, um alle Bedenken gegen ihn auszuräumen", erläutert Kalina. Denn Hofers einziger Fehler im Wahlkampf sei der Sager "Sie werden sich noch wundern, was alles geht" gewesen. Um zu gewinnen, müsse der Blaue aber mehr als die freiheitlichen Wutbürger erreichen. Er müsse sich also weiterhin so geben, wie er sich auch schon in den vergangenen Wochen präsentiert habe: "Er badet jeden Tag in Weichspüler und stellt das auch gut dar."
Mahner für das Land
Das Hauptmotiv der Van der Bellen-Wähler in der ersten Stichwahl sei gewesen, seinen Konkurrenten zu verhindern. Daher müsse der einstige Grünen-Chef aufzeigen, dass man - trotz des sanften Tons - weiterhin Angst vor Hofer haben müsse, weil mit ihm eine blaue Republik drohe und das Ansehen Österreichs in Gefahr sei, erklärt Kalina. Glück ergänzt, Van der Bellen sollte "in einer Art Schlussplädoyer seine Geschichte für Österreich erzählen". Er sollte also potenziellen Wählern mehr Grund geben, für ihn zu votieren, als nur Hofer zu verhindern.
Geringe Effekte
Können noch Wähler "umgepolt" werden oder Bürger, die nicht wählen gehen wollen, doch dazu gebracht werden, ihr Kreuzerl zu machen? Das seien wohl nur ganz wenige Fälle und daher "vernachlässigbar", meint Glück. Außerdem würden Bürger, die nicht vorhaben, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen, auch die TV-Debatte wohl eher nicht verfolgen.
Nicht zu vernachlässigen sei die Nachberichterstattung, sagt die Expertin. "Es ist nicht unwesentlich, wie die Analyse ausfällt, wer gut und wer schlecht war." Allerdings seien alle Argumente und Themen längst "x-mal abgehandelt" und große Überraschungen daher wohl eher auszuschließen. "Aber man braucht schon einen guten Auftritt, damit die Menschen überzeugt werden, dass es sich auszahlt, zur Wahl zu gehen."