Politik/Inland

Magazin nannte befreite KZ-Häftlinge "Landplage"

Geht es nach der Grazer Staatsanwaltschaft, dann darf die FPÖ-nahe Monatsschrift Aula die 1945 befreiten Häftlinge des KZ Mauthausen als " Landplage" und "Massenmörder" bezeichnen. Anfang Jänner wurde ein Verfahren gegen das Blatt eingestellt, wie in der "ZiB 2" des ORF am Freitag berichtet wurde. Der grüne Parlamentarier Harald Walser hatte im vergangenen September Anzeige nach dem NS-Verbotsgesetz erstattet.grüne Parlamentarier Harald Walser hatte wegen eines Artikels mit dem Titel "Mauthausen-Befreite als Massenmörder" des Aula-Autors Manfred Duswald Anzeige erstattet. Duswald bezeichnete darin 1945 aus dem KZ Mauthausen befreite Häftlinge als "Landplage" und "Kriminelle", die "raubend und plündernd, mordend und schändend" das "unter der 'Befreiung' leidende Land" plagten. - derstandard.at/2000030539418/Aula-darf-KZ-Haeftlinge-Landplage-und-Massenmoerder-nennengrüne Parlamentarier Harald Walser hatte wegen eines Artikels mit dem Titel "Mauthausen-Befreite als Massenmörder" des Aula-Autors Manfred Duswald Anzeige erstattet. Duswald bezeichnete darin 1945 aus dem KZ Mauthausen befreite Häftlinge als "Landplage" und "Kriminelle", die "raubend und plündernd, mordend und schändend" das "unter der 'Befreiung' leidende Land" plagten. - derstandard.at/2000030539418/Aula-darf-KZ-Haeftlinge-Landplage-und-Massenmoerder-nennengrüne Parlamentarier Harald Walser hatte wegen eines Artikels mit dem Titel "Mauthausen-Befreite als Massenmörder" des Aula-Autors Manfred Duswald Anzeige erstattet. Duswald bezeichnete darin 1945 aus dem KZ Mauthausen befreite Häftlinge als "Landplage" und "Kriminelle", die "raubend und plündernd, mordend und schändend" das "unter der 'Befreiung' leidende Land" plagten. - derstandard.at/2000030539418/Aula-darf-KZ-Haeftlinge-Landplage-und-Massenmoerder-nennen

In der betreffenden Buchrezension des Aula-Autors Manfred Duswald mit dem Titel "Mauthausen-Befreite als Massenmörder" wurde den KZ-Häftlingen unterstellt, nach ihrer Freilassung "raubend und plündernd, mordend und schändend [...] das unter der 'Befreiung' leidende Land" geplagt zu haben und "mit den sowjetischen 'Befreiern' in der Begehung schwerster Verbrechen" gewetteifert zu haben.

Die Grazer Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren gegen Duswald und den Aula-Herausgeber Martin Pfeiffer nun ein. Die Begründung: Es sei "nachvollziehbar, dass die Freilassung mehrerer Tausend Menschen aus dem Konzentrationslager Mauthausen eine Belästigung für die betroffenen Gebiete Österreichs darstellte". - derstandard.at/2000030539418/Aula-darf-KZ-Haeftlinge-Landplage-und-Massenmoerder-neDie Einstellung des Verfahrens gegen Duswald und den Aula-Herausgeber Martin Pfeiffer durch die Grazer Staatsanwaltschaft sorgt nun für Aufregung. Im Begründungstext zur Einstellung heißt es lapidar: "Es ist nachvollziehbar, dass die Freilassung mehrer tausend Menschen aus dem Konzentrationslager Mauthausen eine Belästigung für die betroffenen Gebiete Österreichs darstellte." Weiters heißt es: "Dies ist auch nach der allgemeinen Lebenserfahrung nachvollziehbar, da sich unter den Inhaftierten (unbestritten) Rechtsbrecher befanden."

Parlamentarische Anfrage

Walser hält die Einstellung laut dem Bericht für "untragbar". Sie übernehme eine Diktion, die nach 1945 nur in extrem rechten Kreisen üblich war. Der Grün-Abgeordnete hat nun eine parlamentarische Anfrage an Justizminister Wolfgang Brandstetter eingebracht. Eine Stellungnahme des Ministeriums liegt noch nicht vor.

Der Historiker und Mauthausen-Spezialist Bertrand Perz räumte im "ZiB"-Interview zwar ein, dass es nach der Befreiung des Lagers Fälle von Nahrungsdiebstahl und einzelne Gewaltdelikte gegeben habe, die Unterstellung, dass alle Befreiten kriminell gewesen wären, sei aber tendenziös und setze die NS-Propaganda fort. Perz betrachtet die Darstellung als "naiv, und von wenig historischer Kenntnis getragen". Wie aus dem Text der Staatsanwalt hervorgeht, wurde offenbar das Wort "Landplage" im Duden nachgeschlagen. Dass ergänzend historische Quellen geprüft worden wären, sei aus dem Gerichtsdokument nicht ersichtlich.

Im in Oberösterreich gelegenen KZ Mauthausen und seinen Nebenlagern waren während der Zeit des Nationalsozialimus zwischen 1938 und 1945 rund 200.000 Personen aus aller Welt interniert. Rund 100.000 fielen der Todesmaschinerie zum Opfer. Wie viele ehemalige Häftlinge heute noch leben, ist nicht bekannt.