22.000 gedachten der Befreiung von Mauthausen

Vor 70 Jahren befreiten US-Soldaten das KZ Mauthausen.
Die Gedenkfeier stand heuer unter dem Thema "Steinbruch und Zwangsarbeit" im Todeslager.

In der Gedenkstätte Mauthausen haben am Sonntag rund 22.000 Menschen aus aller Welt - darunter rund 50 Überlebende - der Befreiung des KZ durch US-Truppen vor 70 Jahren gedacht. "Die Unmenschlichkeit von damals bekämpfen wir am Besten, indem wir die Unmenschlichkeit von heute bekämpfen", forderte der Vorsitzende des Mauthausen Komitee Österreich Willi Mernyi Solidarität mit Verfolgten.

"Steinbruch und Zwangsarbeit"

Die traditionelle Befreiungsfeier stand heuer unter dem Thema "Steinbruch und Zwangsarbeit". Im KZ Mauthausen mussten sich Gefangene im Steinbruch zu Tode schuften, "Vernichtung durch Arbeit" lautete das Ziel. Insgesamt waren in Mauthausen und seinen zahlreichen Nebenlagern rund 200.000 Personen aus aller Welt interniert. Rund 100.000 fielen der Todesmaschinerie zum Opfer. Wie viele ehemalige Häftlinge heute noch leben, ist nicht bekannt.

Bereits seit der Früh hielten Abordnungen unterschiedlicher Volks-, Religions- und Gesinnungsgemeinschaften eigene kleine Gedenkzeremonien ab. Zur offiziellen Befreiungsfeier zogen, begleitet von Chören aus aller Welt und der oö. Militärmusik, die Abordnungen dann über den Appellplatz ein. Die Schauspielerinnen Mercedes Echerer und Konstanze Breitebner verlasen Berichte ehemaliger Gefangener. Unter den Ehrengästen waren Bundespräsident Heinz Fischer, Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ), ein großer Teil der Bundesregierung mit Kanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) an der Spitze, EU-Kommissar Johannes Hahn sowie etliche ausländische Staatsgäste.

Mernyi erinnerte in seiner Ansprache an den Ausbruchsversuch von 500 russischen Offizieren aus dem KZ im Februar 1945. Nur elf überlebten diese "Hasenjagd", der Rest wurde "erschossen, erschlagen, erstochen von SS und Polizei, aber auch von der Hitlerjugend und der normalen Bevölkerung". "Die Unmenschlichkeit von damals bekämpfen wir am Besten, indem wir die Unmenschlichkeit von heute bekämpfen", forderte Mernyi Solidarität mit jenen ein, die "heute nicht aus Europa sondern nach Europa flüchten und im Mittelmeer ihr Leben riskieren".

"Wenn die Leute kommen, das freut mich, deshalb bin ich als Zeitzeuge hier"

In eine ähnliche Kerbe schlug auch Max R. Garcia, ein Überlebender, der sich Journalisten stellte: "In Afrika erschießen sie jeden, Frauen, Kinder, Männer", bezweifelt er, dass die Menschheit aus der Geschichte gelernt hat. Es sei aber wichtig, immer wieder über die Geschehnisse von damals mit der Jugend zu reden, ist er überzeugt: "Wenn die Leute kommen, das freut mich, deshalb bin ich als Zeitzeuge hier."

Aba Lewit, ebenfalls ehemaliger Mauthausen-Insasse, schilderte, wie er mit 16 in ein Arbeitslager und über mehrere Stationen schließlich nach Mauthausen kam, wo er bis 1945 interniert war, nur "weil ich Jude bin". Was es für ein Gefühl sei, wieder hier zu sein? "Ausdrücken kann ich es nicht." Er erzählt er, wie er Zeuge wurde, dass Menschen getötet wurden und wie ihm nach einer Schusswunde die Kugel mit einem Taschenmesser entfernt und er sechs Monate im KZ versteckt wurde. Seine schlimmste Erinnerung sei aber, "dass ich überlebt habe und andere nicht".

Die Befreiungsfeier 2016 findet am 15. Mai statt. Sie wird unter dem Thema "Solidarität" stehen.

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