Politik/Inland

Faszination IS-Kämpfer: "Jede Familie könnte betroffen sein"

40 Millionen Euro fließen in Deutschland jährlich in Projekte, die zur Stärkung der Demokratie dienen. Finanziert werden damit etwa Institutionen, die dagegen ankämpfen, dass junge Menschen radikalisiert werden.

In Österreich wird die Beratungsstelle Extremismus (Hotline) mit 300.000 Euro finanziert. Daneben gibt es etwa Workshops für Lehrer (150.000 Euro) und das Projekt "Mütterschulen" (23.000 Euro). Grünen-Migrationssprecherin Alev Korun findet das gut, ortet aber "ein krasses Missverhältnis", wenn man bedenke, dass bis zu 290 Millionen Euro in die Aufrüstung der Polizei investiert werden. Auch Claudia Dantschke, Leiterin der Beratungsstelle Hayat in Berlin, meint, die Hotline sei "ein sinnvolles, aber völlig unterfinanziertes Projekt". Dantschkes Initiative (fünf Niederlassungen) arbeitet seit 2012 mit Familien, deren Kinder "militanten Popstars" verfallen (sind). Gemeint sind Dschihadisten, die Jugendlichen vorschwärmen, sie könnten Teil einer großen Sache ("Gottesstaat") werden.

Hayat hat bisher 1500 Anrufe registriert, in 150 Fällen gab es individuelle Betreuung (ein bis zwei Jahre lang). 50 Fälle wurden "positiv abgeschlossen". Etwa die Hälfte der Betreuten hat Migrationshintergrund, aber bei Weitem nicht alle sind Muslime. Warum driften Junge ab? Die Ursachen seien vielfältig, sagt die Expertin: Familiäre Probleme, mangelnde Kommunikation, autoritäre Erziehung, fehlende männliche Vorbilder, Verlusterfahrungen etwa durch Scheidungen usw. Conclusio: "Potenziell könnte jede Familie betroffen sein."