Politik/Inland

Analyse: Top-Jobs für Türkise und eine Überraschung

Die Zeichen stehen auf Koffer packen und Sessel rücken. In Brüssel, Wien und Salzburg. Egal, wie die EU-Wahl am 26. Mai ausgehen wird: die gebürtige Salzburgerin, ehemalige Richterin und nunmehrige Staatssekretärin im Innenministerium, Karoline Edtstadler, wird Wien den Rücken kehren. Und Kanzler Sebastian Kurz wird sein Kabinett umbauen müssen. Wiewohl auf der EU-Liste als Nummer zwei hinter Othmar Karas gesetzt, werden Edtstadler beste Chancen eingeräumt, den Posten einer EU-Kommissarin abzuräumen.

 

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Johannes Hahn, so heißt es, hätte zwar nichts gegen eine dritte Kommissarsperiode in Brüssel. Aber daraus dürfte nichts werden. Für ihn wird ein ehrenvoller Job vor der Polit-Pension gesucht. „Die Karo ist wahnsinnig fleißig, kann unglaublich gut mit den Leuten und wird bei den Vorzugsstimmen sehr gut abschneiden“, glaubt ein Türkiser an Edtstadlers Aufstieg. Ihre Chancen leiten sich auch aus der Nähe zum Kanzler ab. „Karoline ist türkis, Karas ein Mitterlehner-Mann“, meint der Szenen-Kenner.

 

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Ex-Vizekanzler und ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner ist zwar seit zwei Jahren außer Dienst, aber sein Name wird demnächst wieder in aller Munde sein: Partout vor der EU-Wahl l publiziert er seine Biografie mit dem Titel: „Haltung. Flagge zeigen in Leben und Politik.“

Flagge bekannt und türkis zugewandt hat sich Wilfried Haslauer. Salzburgs Landeshauptmann bringt – da sind sich Beobachter aller Couleurs einig – Voraussetzungen für das höchste Amt im Staat mit. 2022 wird die nächste Bundespräsidentenwahl geschlagen. Haslauer gilt als Kandidat, auch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka wird genannt.

 

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Bereits 2020 wird, nach 25 Jahren und mehrmaliger Verlängerung, die Ära von Helga Rabl-Stadler als Präsidentin der Salzburger Festspiele auslaufen. Haslauer würde auch einen hervorragenden Festspielpräsidenten abgeben, sagen Schwarze wie Türkise zum KURIER. Aber: Es sei zu früh. Warum? Haslauer sei unumstritten und finde Gefallen an seinem Job.

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Für das Festspiel-Präsidium wird ein Überraschungskandidat gehandelt: Alexander Wrabetz. Dessen Vertrag als ORF-Generaldirektor läuft bis 2022. Wrabetz als Festspiel-Präsident? Das wäre für die Regierung, die gerade an einem neuen ORF-Gesetz arbeitet, eine elegante Möglichkeit, den Medienmanager vom Küniglberg wegzulotsen.

Stefan Schnöll, derzeit Landesrat, könnte von Salzburg nach Wien wechseln. 2017 übernahm der Kanzler-Vertraute die Bundesobmann-Stafette der „Jungen Volkspartei“ von Kurz. Er gilt als politisches Talent, auf das man auch auf Bundesebene zurückgreifen will. Dann nämlich, wenn Gernot Blümel, Minister und Regierungskoordinator, das bundespolitische Parkett verlässt, um Wiens Vizebürgermeister zu werden.

 

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In der Steiermark wurden auch Weichen gestellt. 2020 wird Hermann Schützenhöfer erneut als Landeshauptmann kandidieren. Obwohl 67 Jahre, hat der Steirer keine Lust auf die Politikpension und schickt seine potenziellen Nachfolger auf die Wartebank. „Wenn ich als Landeshauptmann antrete und nicht Erster werde, ist das ein Misserfolg“, deponierte er vor einer Woche, um kokett nachzusetzen, dass er dann für fünf Jahre gewählt sei.

Das saß. Und dürfte jene treffen, die auf eine Hofübergabe zur Halbzeit spekulieren, die Erben in der zweiten Reihe. Christopher Drexler etwa, Spitals- und Gesundheitslandesrat, oder Siegfried Nagl, Bürgermeister von Graz. Beide sind Langzeitpolitiker: Drexler saß schon 14 Jahre im Landtag, ehe er 2014 in die Regierung aufstieg. Nagl (56) dagegen ist auf dem Weg, der längstdienende Grazer Stadtchef zu werden, 16 Jahre hat er bereits.

 

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Während jedoch ÖAAB-Mitglied Drexler stets als Schützenhöfers Kronprinz genannt wird, ist Wirtschaftsbündler Nagl in der Landespartei nicht so hoch gesetzt. Der 56-Jährige überwarf sich unter anderem mit seinem Alleingang um die (geplatzte) Olympia 2026-Bewerbung mit der ÖVP-Spitze.

 

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Nun kann sich eine Frau und ebenfalls Kanzler-Vertraute gemütlich fürs höchste Amt in der Steiermark aufwärmen: Barbara Eibinger-Miedl.

Die 39-Jährige war Drexlers direkte Nachfolgerin als Klubobfrau im Landtag, als er 2014 Landesrat wurde, seit 2017 ist sie selbst Landesrätin, neben Wirtschaft und Europaagenden auch für jenes Ressort, das einst Schützenhöfers liebstes war, für den Tourismus.