Politik/Inland

Akademikerball: Aufschrei der KZ-Überlebenden

Fassungslos mache sie es, schreiben sie: In einem offenen Brief machen sechs Überlebende des Holocausts ihrem Ärger über den Akademikerball Luft – dass Hofburg noch immer ihre Tore für rechtsextreme Vereine aus Österreich und Europa öffne, sei einfach nicht tragbar. Denn damit „werden auch Vertreter von Vereinen willkommen geheißen, die Holocaustleugnern eine Bühne geboten und die Opfer des Nationalsozialismus immer wieder verhöhnt haben“.

„Wie kann es sein, dass diesem Spuk nach so vielen Jahren noch immer kein Ende bereitet wurde?“, fragen die Unterzeichner in ihrem Schreiben, das an die Hofburg-Betriebsgesellschaft, Bundespräsident Fischer sowie die Regierungsspitze und Wirtschaftsminister Mitterlehner gerichtet ist. Die Forderung der Überlebenden: der Entzug der Nutzungsrechte der Hofburg für den für den 24. Jänner angesetzten Ball. Vorbildhaft dafür stehe die Stadt Innsbruck, die bei einem Korporierten-Treffen Ende des vergangenen Jahres so gehandelt habe. „Wie lange dürfen Korporierte noch auf der Nase der Demokratie herumtanzen?“

Protest-Kundgebungen

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Unterstützt werden die Unterzeichner - Katharina Sasso, Rudolf Sarközi, Marko M. Feingold, Anna Hackl, Rudolf Gelbard und Dora Schimanko – von der Plattform"Jetzt Zeichen setzen!", die im Vorfeld der von der FPÖ ausgerichteten Veranstaltung mehrere Protestveranstaltungen plant. Wien habe "keinen Platz für die Vernetzung Rechtsextremer verdient", so Koordinator Nikolaus Kunrath von den Wiener Grünen.

Sowohl am heutigen wie auch kommenden Donnerstag ist ein "Walk of shame" vor Hotels, die im Besitz der Hofburg-Gesellschafter stehen, geplant. Am Tag des Balles ist bereits eine Kundgebung (19 Uhr) auf dem Heldenplatz angemeldet. Am 27. Jänner ist dann am Heldenplatz ein Gedenken anlässlich des internationalen Holocaust-Tages geplant.

Bilder: Protest im Vorjahr

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Ballveranstalter hat kein Verständnis

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Anders sieht dies naturgemäß der Veranstalter des von der FPÖ ausgetragenen Akademikerballs, einst auch als WKR-Ball bekannt. Die Proteste würden die Betreibergesellschaft unter Druck setzen und damit auch wirtschaftlich schädigen, so Organisator Udo Guggenbichler. "Ich halte es für bedenklich, dass man versucht - über den 'Walk of Shame' - , die Betreibergesellschaft unter Druck zu setzen. Das schadet ja wirtschaftlich. Der Protest muss ja nicht auf Schaden abzielen.“

Gleichzeitig betonte er aber, dass ihm natürlich das Recht auf Demonstrationsfreiheit äußerst wichtig sei. Allerdings verwehre er sich gegen jede Form von Tätlichkeiten seitens der Demonstranten: "Ich habe auch überhaupt nichts gegen Demonstrationen, aber etwas gegen Gewalt." Und: "Ich finde es nicht besonders mutig, wenn der Schwarze Block, der ja mittlerweile mit Bussen aus ganz Europa anreist, Damen anspuckt."

Zu den zu erwartenden Protesten gab sich Guggenbichler betont zurückhaltend: "Nachdem ich das sechs Jahre miterlebe, sehe ich das aber schon sehr gelassen." Es handle sich um eine "klassische Ballveranstaltung, die von Stil, Eleganz und Tradition getragen wird", sagte er.

"Der Ball findet statt"


Etwas knapper fiel das Statement der Hofburg Betriebsgesellschaft zum offenen Brief aus. "Der Ball findet statt", hieß es aus der Presseabteilung. Inhalt und Gestaltung des Balles würden dem Veranstalter obliegen. Seitens des Kanzleramtes sowie des Wirtschaftsministeriums gab es vorerst keinen Kommentar.

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