Hollandes Frau agitiert gegen seine Ex
Von Danny Leder
In Zeiten wirtschaftlicher Hiobsbotschaften kommt diese Affäre goldrichtig, weil sie alles bündelt, was die Franzosen zum Schmunzeln bringt: Eifersuchtsintrigen hinter der Staatsspitze, das Stolpern von Pariser Politikern, der bockige Widerstand eines Eigenbrötlers aus der Provinz. Anlass sind die Parlamentswahlen.
Die SP-Führung hat für die westfranzösische Hafenstadt La Rochelle eine landesweit populäre, aber vor Ort nicht verankerte Kandidatin nominiert: Ségolène Royal, die 2007 bei den Präsidentenwahlen Nicolas Sarkozy unterlag. Der neue SP-Staatschef François Hollande, der Frauen in wichtigen Ämtern favorisiert, will Royal zur Parlamentspräsidentin ernennen lassen – vorausgesetzt sie gewinnt ein Mandat.
Aber der ursprünglich vorgesehene SP-Kandidat in La Rochelle, Olivier Falorni, ein gestandener Lokalpolitiker und Berufsschullehrer, wollte auf Order von Paris nicht weichen. Obwohl aus der Partei ausgeschlossen, kam er im ersten Wahlgang am Sonntag auf 29 Prozent, Royal auf 32. Im zweiten Durchgang, nächsten Sonntag, kann es für Royal knapp werden, weil der Dissident von Bürgerlichen aus Schadenfreude unterstützt wird.
Von solch "Parachutage" (Fallschirm-Absprung) ist in Frankreich häufig die Rede, weil es in allen Parteien wegen derartiger Ernennungen zu Lokalrevolten kommt. Dieser Fall ist aber besonders brisant, weil Royal 28 Jahre lang Lebensgefährtin von Hollande war und Mutter seiner vier Kinder ist.
Hollande, der sich 2006 von Royal trennte, um mit der Journalistin Valérie Trierweiler eine neue Partnerschaft einzugehen, konnte sich erst kürzlich im Wahlkampf mit der SP-intern einflussreichen Royal versöhnen. Hinter den Kulissen aber gehen die Intrigen zwischen Trierweiler und Royal weiter.
Trierweiler, die erklärt hat, sie werde auch als Première Dame nicht auf ihre Selbstständigkeit verzichten, hat gestern den abtrünnigen Falorni per Twitter ermutigt. Dabei ist gerade SP-Chefin Martine Aubry im Auftrag von Hollande in La Rochelle, um Royal zu unterstützen und Falorni vergeblich zum Verzicht zu überreden.
Aubry war fassungslos und hielt die Nachricht erst für erfunden. Bis Trierweiler ihr Aufbegehren bestätigte. Zählte doch Dissident Falorni, so wie Trierweiler, zum winzigen Kreis, der Hollande bereits unterstützte, als ihn alle SP-Granden noch als harmlosen Witzbold verachteten.
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