Frau des Präsidentschaftsfavoriten kassierte fürs Nichtstun
Von Danny Leder
Bisher galt der Favorit für die französischen Präsidentenwahlen, der konservative François Fillon, als staubtrocken, aber seriös und grundehrlich. An letzterem Prädikat sind jetzt allerdings Zweifel aufgekommen. Der Skandal betrifft seine Frau Penelope, von der es stets hieß, sie habe sich ganz und gar ihrer stattlichen Familie verschrieben (die Fillons haben fünf Kinder) und "bis vor Kurzem" noblen Abstand gegenüber der Politik bewahrt.
Aber das Pariser Magazin "Canard enchainé" enthüllte soeben, dass Penelope Fillon in acht Jahren ein Brutto-Gehalt von insgesamt einer halben Million Euro als Parlaments-Assistentin ihres Gatten bezogen habe. Prinzipiell ist das nicht illegal: Frankreichs Abgeordnete erhalten einen Betrag (2016 belief er sich auf 9561 Euro monatlich), mit dem sie jeweils bis zu fünf Mitarbeiter halbtags beschäftigen können. Etliche Parlamentarier haben ihre Ehepartner oder Kinder, manche auch ihre Geliebten angestellt.
Justiz ist eingeschaltet
Erwartet wird freilich, dass diese Mitarbeiter zumindest manchmal erscheinen. Penelope wurde aber nie gesichtet. Das bestätigte sogar die für Fillon tatsächlich arbeitende Parlaments-Assistentin.
Auch Freunde und Journalisten, die mit dem konservativen Politiker und seiner Familie vertraut sind, fielen aus allen Wolken, als ihnen die Reporter des Canard von der angeblichen parlamentarischen Tätigkeit der Politikergattin berichteten.
Inzwischen wurde die Justiz aktiv: Die Staatsanwaltschaft leitete eine Voruntersuchung ein.
Die 60-jährige Penelope, eine studierte Anwältin, verdiente 2013 auch als "Literatur-Beraterin" bei einer Intellektuellen-Zeitschrift, La Revue des deux Mondes, 100.000 Euro – wiederum ohne sichtbare Leistung. Selbst der Chefredakteur hatte davon keine Ahnung. Die geheimnisvolle Anstellung lief ausschließlich über den Eigentümer der Zeitschrift, einen Milliardär, der Fillon nahesteht.
Bei diesem zweiten fiktiven Gefälligkeitsjob für Penelope Fillon geht es zwar nicht um Missbrauch öffentlicher Gelder, es handelt es sich aber doch um einen weiteren Knacks im Image des Kandidaten François Fillon. Dem betont konservativen Politiker kam es zupass, dass seine Frau, die aus Wales stammt (Geborene Clarke, Kosename Penny) und meistens im Familienschloss der Fillons in Westfrankreich residiert, sich in Interviews als "Bäuerin" bezeichnete. Der Ortspfarrer lobte: "Sie ist eine goldene Frau, die ihren Rang zu halten weiß."
Frauenfeindlich
In einer ersten Reaktion empörte sich François Fillon über einen "frauenfeindlichen Artikel". Aber mit der Affäre um die fiktive Beschäftigung seiner Frau bei der Zeitschrift werden auch wieder ältere Vorwürfe gegen Fillon anrüchig – seine geschäftstüchtige Anlehnung an den Kreml. Der Eigentümer der Zeitschrift stellte seinen Privatjet zur Verfügung, um Fillon 2013 nach Moskau, zu einer Konferenz von Alliierten von Wladimir Putin zu befördern. Fillon, der für eine Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Russland eintritt, ist auch Besitzer einer Consulting-Firma, der wohldotierte Verbindungen zu Kreml-nahen Kunden nachgesagt werden.