Politik

"Es stellt sich die Existenzfrage der Kirche"

Mit 55.000 Austritten hält die Massenflucht aus der katholischen Kirche auch 2011 an. Zwar konnte der freie Fall der vergangenen drei Jahre gestoppt werden, ein Großteil der Gläubigen aber fordert tiefgreifende Reformen.

"Die Austrittswelle hängt mit Enttäuschung, Ärger und Wut zusammen. Es geht um die Zukunft der Gemeinden. Es stellt sich die Existenzfrage der Kirche", unterstreicht Schüller den Ruf nach Reformen.

Unter dem geforderten "Schritt in die Moderne" versteht die Initiative ein Ende des Pflichtzölibats, Priesterweihe für Frauen, Wiederverheiratung von Geschiedenen sowie die Einführung von Laienpredigern. Unterstützt wird er dabei von 400 der 4000 in Österreich tätigen Pfarrer.

Kardinal Christoph Schönborn ist sich notwendiger Erneuerungen bewusst, erteilte vergangene Woche auf KURIER-Anfrage den kritischen Gottesmännern jedoch ein klare Absage: "Ich verstehe das Anliegen der Initiative. Aber ihre Lösungsansätze bergen die Gefahr einer nur oberflächlichen Modernisierung."

Korrosionsprozess

Daraufhin kletterten Kirchen-Insider auf die Barrikaden. Hans Peter Hurka, Obmann der Plattform "Wir sind Kirche": "Das was man unter Glaube versteht ist unglaubwürdig geworden. Von den 4000 Priestern leben etwa 25 Prozent in Beziehungen. Das wissen die Leute. Es läuft ein Korrosionsprozess. Das aktuelle Kirchenbild bricht mit Sicherheit zusammen."

Auch der bekannte Pastoraltheologe Paul Zulehner macht sich für Neuerungen stark: "Rom ist leider reform-skeptisch. Wenn sich also zurzeit wer schadet, dann ist das die Kirche selbst."

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