Politik

Erste Frau an Strafgerichtshof-Spitze

Sie gilt als un­eitel, fleißig und durchsetzungsfähig, seit Freitag ist die Top-Juristin Fatou Bensouda, sie stammt aus dem westafrikanischen Gambia, Chef-Anklägerin am Internationalen Strafgerichtshof (IStGH). Womit erstmals eine Frau der Behörde vorsteht. Laut eigenen Angaben ist es ihr größter Wunsch, Syriens Machthaber Assad den Prozess zu machen. Doch da Damaskus den IStGH nicht anerkennt, sind den Juristen die Hände gebunden – es sei denn, der UN-Sicherheitsrat würde ein spezielles Mandat erteilen.

Die 51-Jährige löst in ihrer neuen Funktion ihren bisherigen Chef Luis Moreno Ocampo ab, der in seiner neunjährigen Amtszeit gerade einmal ein Urteil (gegen den kongolesischen Warlord Lubanga) zustande gebracht hat. Mehr Effizienz, lautet daher das Motto der neuen Chefanklägerin. Außerdem will sie mehr Augenmerk auf Gewalt gegen Kinder und Frauen legen. Mit verstärkten Ermittlungen auch außerhalb Afrikas will Fatou Bensouda der Kritik entgegenwirken, der Gerichtshof sei ein Instrument neo-kolonialer Politik. Zunächst aber wird sie sich dem Konflikt mit Libyen zuwenden müssen: Dort wurden vier IStGH-Mitarbeiter festgenommen, nachdem sie Saif al-Islam Gaddafi im Gefängnis besucht hatten.

Geboren wurde Fatou Bensouda, die in einer muslimischen Familie mit einem Vater und zwei Müttern aufwuchs, 1961. Nach dem Studium wurde sie Generalstaatsanwältin in ihrer Heimat, später auch Justizministerin. Von der streitbaren Juristin Carla Del Ponte wurde sie zum Internationalen Strafgerichtshof für Ruanda geholt, um die Drahtzieher des Völkermordes von 1994 zu verfolgen. 2004 wurde sie zur Vize-Chefanklägerin des IStGH ernannt.